Funchal: K.-o.-tropfen-ähnliche Auswirkungen

Entspannen im Boutiquehotel The Vine
Entspannen im Boutiquehotel The VineThe Vine
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Robert Quitta, Theaterregisseur und Theaterleiter, hat einen Sinn für Bühnen. Auch große. Diesmal hat er Funchal entdeckt und die Kulissen durchstreift.

01. The Vine. Das Flagship der Coolness. Luxuriöses Boutiquehotel, außen von einem Architektenstar, innen von einem Designguru gestaltet. Zentral gelegen, große Zimmer, großes Frühstücksbuffet. Pool auf dem Dach mit Sensations-Infinity-Blick auf den Atlantik. Spa mit Weintherapie (äußerlich) und Wein-Jacuzzi. Rua dos Aranhas 27, hotelthevine.com

02. Pestana CR7. Im Juli eröffnetes Designhotel der Pestana-Kette und Cristiano Ronaldo direkt an der Marina von Funchal. Ebenfalls hoher Coolness-Faktor, ebenso toller Infinity-Pool in dem lang gestreckten rostroten und nur einstöckigen Bau. CR7 steht übrigens für die Initialen des mehrfachen Weltfußballers und die Nummer auf seinem Trikot. In manchen Zimmern prangt das rote 7er-Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft hinter Glas an der Wand, Fotos und Zeichnungen erweisen dem Fußballgott aus Funchal die Reverenz. Ab 120 Euro inkl. Frühstück und WLAN. Av. Sá Carneiro/Praça do Mar, pestanacr7.com

03. Riso. Großes, helles, zeitgenössisch eingerichtetes Restaurant mit dem Untertitel: Risotteria del Mundo. Daher als gastronomisches Konzept: Reissorten und Reisrezepte aus der ganzen Welt. Ungewöhnlich, originell und spannend. Besonderes Atout: die wunderschöne Terrasse über dem Meer. Rua de Santa Maria 274, riso-fx.com

04. Café do Museu. Geniale Location am großzügig angelegten, schwarz-weiß gepflasterten Rathausplatz.
Hier treffen sich die Hipsters, die Bobos, die Künstler, die Jungen und die Schönen. Dementsprechend das Essen: leicht, gesund, modern, daher trotz lokaler Ingredienzen eigentlich unportugiesisch . Sehr angenehmer Ort, sehr freundliches Personal. Praça do Municipio

05. Café do Teatro. Das Café des Teatro Municipal Baltazar Dias. An der Hauptpromenade, vis-à-vis dem Stadtpark gelegen, eignet es sich ideal zum Sehen und Gesehenwerden. Abends Disco – oder Livemusik. Avenida Arriaga

06. The Ritz. Direkt neben dem Café do Teatro. Gleiche Lage, gleiche Terrasse, ähnliche Karte. Also Geschmacks- bzw. Kapazitätsfrage, wo man letztlich Platz nimmt. Große Eistheke, reiche Auswahl an Madeiraweinen.

07. Venda Velha. Am Poncha, diesem aus Zuckerrohrschnaps gewonnenen landestypischen Getränk, kommt man in Madeira (auch als Mitbringsel) unmöglich vorbei, auch wenn es einem nicht schmeckt. Muss man es aber schon kosten, möge man dabei Vorsicht walten lassen. Es ist nicht nur picksüß, es hat auch teuflische, k.-o.-tropfen-ähnliche Wirkungen. Mit positivem Spin empfehlen ihn die Inselbewohner daher als „Schlaftrunk“. Einmal diesen Ritus über sich ergehen lassen reicht. In dieser kleinen, von jungen Leuten geführten Bar wird er jedoch mit einem „Twist“ serviert, d. h. hausgemacht und in vielen unüblichen Geschmacksrichtungen (Waldfrüchte! Maracuja!! Surinamkirsche!!!). Nette Atmosphäre, nettes Service, fast nur Einheimische. Hier könnte man fast zum Poncha-Liebhaber werden. Rua de Santa Maria 170, vendavelha.com

08. Mercearia Dona Mecia. Kleiner Shop mit ausgewählten Spezialitäten aus der ganzen Welt, aber auch aus Portugal und Madeira: die berühmten Fischkonserven der Firma Tricana (Sardellen, Thunfisch, Makrelen, Muscheln, Neunauge, Tintenfisch, Sardinen, Stockfisch usw.),Weiß-, Rot- und Roséweine berühmter portugiesischer Winzer, Gewürze von El Avion, Retro-Seifen (Aldeia da Roupa Branca), Parfums (Portus Cales), handgeschöpftes Papier (Emilio Braga),kaltgepresstes Olivenöl (Acushla), glutenfreie Haferflocken (Trinca) . . . Hier wird man sicher fündig, für den Eigengebrauch und/oder als Mitbringsel. Rua dos Aranhas 30

09. High Tea. Völlig altmodisch, aus der Zeit gefallen, total dekadent und jenseitig, daher aber auch schon wieder vintage-cool ist die High-Tea-Zeremonie im Reid's. Da sitzt man also auf der die ganze Funchal-Bucht überblickenden Terrasse des ältesten Luxushotels auf Madeira, das den ganzen Hype über diese Insel eigentlich mitbegründet hat. Und vernascht zwei bis drei Stunden lang Gurken- und Roastbeefsandwiches und Scones mit Clotted Cream und Jam und was dergleichen traditionelle britische Perversitäten mehr sind. Und schlürft dazu den Darjeeling-Tee, der unaufgefordert immer nachgefüllt wird. Jetzt mag der Flieger einen heimbringen. Estrada Monumental 139. belmond.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2016)

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