Erdbebenopfer erhalten 40 Millionen Euro Soforthilfe

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Die italienische Regierung stockt den Hilfsbetrag für die Erdbebenopfer auf 130 Millionen auf. Die Menschen in den betroffenen Städten wollen ihre Dörfer nicht verlassen.

Nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien hat Ministerpräsident Matteo Renzi den Zehntausenden Obdachlosen schnelle Hilfe und einen kompletten Wiederaufbau zugesagt. 40 Millionen Euro stellte der Ministerrat am Montagabend für Soforthilfe nach dem neuen Erdbeben am Sonntag zur Verfügung.

Damit steigt der Betrag für das Erdbebengebiet in Mittelitalien, den die Regierung seit dem Erdbeben am 24. August mit Epizentrum Amatrice bereitgestellt hat, auf 130 Millionen Euro. Renzi erklärte, er erwarte sich von Brüssel eine Auflockerung der Defizitregel, da Italien für den Wiederaufbau in der Erdbebenregion mehrere Milliarden Euro aufbringen müsse. Italien zählt mit einer Staatsschuld von über 130 Prozent zu den Sorgenkindern der EU. Zugleich versprach Renzi volle Transparenz beim Wiederaufbau. "Kein einziger Cent wird verschwendet", erklärte Renzi am Montag.

Mehr als 15.000 Menschen wurden in den Lagern des Zivilschutzes versorgt, teilte die Behörde mit. Die Zahl der Obdachlosen wird aber weit höher geschätzt. Tausende Menschen verbrachten die Nacht auf Dienstag in Zelten, Autos und Notunterkünften. Viele Einwohner der umbrischen Kleinstadt Norcia weigerten sich, den zerstörten Stadtkern zu verlassen. Sie forderten vom Zivilschutz Zelte, um in der Gemeinde übernachten zu können. Die Regierung drängt dagegen, dass die Obdachlosen leere Hotels an der Adria-Küste beziehen. Nach Angaben der Zivilschutzbehörde wurden mehr als 4.500 Menschen in Hotels an der Adria und am Trasimeno-See in Umbrien untergebracht.

Container statt Hotelzimmer

Als provisorische Lösung für Obdachlose im Erdbebengebiet in Mittelitalien, die ihre zerstörten Gemeinden nicht verlassen wollen, will die Regierung in Rom in den kommenden Wochen Container aufstellen lassen. Die Container sollen spätestens bis Weihnachten, möglicherweise sogar früher aufgestellt werden, versicherte Renzi. Bis spätestens zum Sommer sollen Holzbungalows geliefert werden. Erst danach werde der Wiederaufbau der betroffenen Gemeinden beginnen, erklärte Renzi.

Das Beben am Sonntag - das heftigste in Italien seit 36 Jahren - hatte historische Ortschaften in der Apennin-Gebirgsregion zerstört. Tote gab es nicht - auch, weil viele Orte schon nach dem schweren Beben im August, bei dem 298 Menschen umkamen, geräumt worden waren. Selbst in der Hauptstadt Rom wurden Schäden angerichtet. Die historische Brücke Ponte Mazzini über den Tiber, die Trastevere mit dem historischen Zentrum verbindet, wurde vorübergehend gesperrt. Auch die Papst-Basilika Sankt Paul vor den Mauern untersuchten Experten auf mögliche Schäden. Zwei Kirchen im Stadtzentrum wurden gesperrt: die Kirche San Francesco im Stadtviertel Monti und die Kirche am Platz Sant'Eustachio. Die Schulen in der Hauptstadt sollten auf Schäden geprüft und bis dahin geschlossen bleiben.

(APA/DPA)

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