Ein neuerliches Beben sorgt für Angst unter der Bevölkerung - zahlreiche Menschen verbrachten die Nacht in Zelten, Notunterkünften oder im Auto. Seit Sonntag wurden in Mittelitalien 1100 Nachbeben registriert.
Die Erde in Mittelitalien kommt nicht zur Ruhe. Um 8.57 Uhr ist am Dienstag ein Nachbeben mit der Stärke 4,8 gemeldet worden, das in den Regionen Marken und Umbrien bis nach Rom zu spüren war. Das neuerliche Beben sorgte für Angst unter der Bevölkerung, die die Nacht großteils in Zelten, Notunterkünften oder im Auto verbracht hatte.
"Ein Erdbeben ohne Ende. Die Bevölkerung erlebt einen endlosen Kreuzweg", kommentierten italienische Medien. Das Epizentrum lag zwischen den Gemeinden Acquacanina, Fiastra und Bolognola in der Marken-Provinz Macerata. "Es war ein weiteres schweres Erdbeben, wir sehen Staubwolken, weil es zu weiteren Einstürzen gekommen ist", kommentierte der Bürgermeister der bereits zerstörten Gemeinde Ussita, Marco Rinaldi. 1100 Nachbeben wurden seit Sonntag in Mittelitalien registriert.
Zehntausende sind obdachlos
Mehr als 15.000 Menschen seien in den Unterkünften des Zivilschutzes versorgt worden, teilte die Behörde am Dienstag mit. Die Zahl der Obdachlosen wird aber weit höher geschätzt. Einige von ihnen hatten die Nacht in einem Zug verbracht, den die Bahngesellschaft Trenitalia in den Städten Foligno und Fabriano zur Verfügung gestellt hatte.
Ministerpräsident Matteo Renzi sagte den Zehntausenden Obdachlosen schnelle Hilfe und einen kompletten Wiederaufbau zu. 40 Millionen Euro stellte der Ministerrat am Montagabend für Soforthilfe nach dem neuen Erdbeben am Sonntag zur Verfügung. Damit steigt der Betrag für das Erdbebengebiet in Mittelitalien, den die Regierung seit dem Erdbeben am 24. August mit Epizentrum Amatrice bereitgestellt hat, auf 130 Millionen Euro. Renzi erklärte, er erwarte sich von Brüssel eine Auflockerung der Defizitregel, da Italien für den Wiederaufbau in der Erdbebenregion mehrere Milliarden Euro aufbringen müsse. Italien zählt mit einer Staatsschuld von über 130 Prozent zu den Sorgenkindern der EU. Zugleich versprach Renzi volle Transparenz beim Wiederaufbau. "Kein einziger Cent wird verschwendet", erklärte Renzi.
Putin telefonierte mit Renzi
Unterstützung wurde Renzi vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeboten. Bei einem telefonischen Gespräch mit dem italienischen Premier Matteo Renzi drückte Putin am Dienstag seine Anteilnahme aus und bestätigte Russlands Bereitschaft zur Hilfeleistung, berichtete Renzis Büro.
(APA/dpa)