Österreich-Slowakei: Ein letztes Kräftemessen

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TOPSHOT-FBL-EURO-2016-MATCH13-RUS-SVKAPA/AFP/PHILIPPE HUGUEN
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Österreichs Nationalmannschaft trifft zum Abschluss des Länderspieljahres heute in Wien auf die Slowakei mit Rapid-Torhüter Jan Novota. Der 32-jährige Routinier erwartet „ein enges Spiel“.

Für Jan Novota hat das Testspiel zwischen Österreich und der Slowakei am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine spezielle Bedeutung. Der Rapid-Goalie tritt mit dem EM-Achtelfinalisten gegen die Auswahl seiner Wahlheimat an, und das noch dazu in einer Arena, in der er schon zahlreiche Partien mit den Hütteldorfern absolviert hat. „Das ist ein ganz besonderes Match für mich, auf das ich mich sehr freue“, erklärte Novota. Der 32-Jährige fungiert im slowakischen Team normalerweise als Zweier-Goalie hinter Matúš Kozáčik von Austrias Europa-League-Gegner Viktoria Pilsen, gegen Österreich darf er aber auf seinen vierten Länderspiel-Einsatz hoffen. „Vielleicht bekomme ich ein paar Minuten oder eine Hälfte, das wäre ein schöner Jahresabschluss.“

Über die österreichische Auswahl weiß Novota bestens Bescheid. „Das ist eine sehr gute Mannschaft mit großartigen Spielern.“ Die Truppe von Marcel Koller sei zwar auch wegen des Heimvorteils leichter Favorit, „aber es wird ein enges Spiel. Zwischen beiden Teams gibt es keinen großen Unterschied, viel wird von der Tagesverfassung abhängen.“ Eine entscheidende Rolle werde auch spielen, wie sehr die Teamchefs bei ihrer Aufstellung experimentieren. „Beide Trainer werden sicher etwas probieren, deswegen ist die Ausgangslage schwierig einzuschätzen“, sagte Novota.

Der Goalie schaffte es mit seiner Mannschaft im Sommer immerhin bis in die K.-o.-Phase der Europameisterschaft, dort war gegen Deutschland Endstation. Für Österreich hingegen kam in Frankreich schon in der Gruppenphase das Aus. „Davon war ich auch ein bisschen überrascht, aber man muss auch sagen, dass Portugal den Titel geholt war, Island die Sensation der EM war und Ungarn eine richtig gute Form hatte“, erklärte Novota und ergänzte: „Bei so etwas entscheiden immer Kleinigkeiten. Man kann nicht sagen, dass die Österreicher schlecht waren, sie hatten auch Pech.“


Große Aufgabe. Die Chancen des ÖFB-Teams, sich bei der WM 2018 in Russland für die verkorkste EM rehabilitieren zu können, stehen derzeit nach dem durchwachsenen Quali-Start nicht allzu gut. Auch für die Slowakei verlief der Qualifikationsauftakt mit den Niederlagen gegen England und Slowenien nicht optimal, mittlerweile hat man sich aber in Gruppe F durch Siege über Schottland und zuletzt am Freitag über Litauen wieder herangepirscht. „In unserer Gruppe sind die Engländer der klare Favorit, gegen sie haben wir mit Pech verloren. Auch die Niederlage gegen Slowenien war unnötig, aber schon gegen Schottland haben wir wieder gezeigt, dass wir da sind“, sagte Novota. Die Hoffnung, nach der EM auch noch bei einer WM dabei zu sein, ist beim Rapidler nach wie vor groß. „Schon das Turnier in Frankreich war ein Highlight, aber eine Weltmeisterschaft wäre noch einmal eine Stufe drüber.“

Um bei einer eventuellen WM-Teilnahme der Slowaken weiterhin im Kader zu sein, benötigt Novota allerdings Spielpraxis – und die ist ihm zuletzt bei Rapid abhandengekommen. Seit Ende August brachte er es bei Rapid wohl auch aufgrund des Österreicher-Topfes nur noch auf zwei Einsätze im Cup, Richard Strebinger stieg zur Nummer eins auf und behauptete sich als solche. „Das ist keine leichte Situation für mich, doch ich werde im Training weiterhin alles geben und will kein schlechtes Klima hineinbringen, denn ich habe von Rapid so viel bekommen und durfte bei diesem Verein so viel Schönes erleben“, betonte Novota. Möglicherweise steigen aber seine Aktien bei den Grün-Weißen durch den Trainerwechsel von Mike Büskens zu Damir Canadi wieder.

Ebenfalls am Dienstag (18 Uhr, live in ORF Sport plus) kämpft Österreichs U21-Nationalteam in Spanien um die erstmalige Qualifikation für die EM-Endrunde. Die ÖFB-Auswahl verkaufte sich am Freitag im Hinspiel des EM-Qualifikations-Play-offs gegen den vierfachen Champion sehr teuer und hat nach einem 1:1 in St. Pölten tatsächlich noch Chancen. Teamchef Gregoritsch: „Trotz der vielen Veränderungen hat die Mannschaft gezeigt, dass sie großes Potenzial hat.“

Das Team bricht noch heute nach Spanien auf, in Albacete erwartet die ÖFB-Auswahl ein mit 17.000 Zuschauern wohl ausverkauftes Haus. „Wir haben uns ein großes Finale erarbeitet und können nichts verlieren“, sagte Konrad Laimer. Die EM-Chancen sind laut Gregoritsch jedenfalls gestiegen, von zu Beginn20 Prozent auf nun „30 oder 40 Prozent“.

WM-Quali

Weltmeister Deutschland, Vize-Europameister Frankreich und England sind nach vier Spielen weiter voll auf Kurs Richtung WM-Endrunde 2018 in Russland.

Deutschland fertigte San Marino auswärts mit 8:0 ab, England setzte sich im Derby gegen Schottland 3:0 durch, und Frankreich gewann in Paris mit viel Mühe gegen Schweden mit 2:1.

Weitere Ergebnisse: Tschechien – Norwegen 2:1, Rumänien – Polen 0:3, Slowakei – Litauen 4:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2016)

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