Der seit Samstag in Haft sitzende Regisseur möchte die Zeit bis zum Auslieferungsprozesse in seinem Chalet im Berner Oberland verbringen - unter Hausarrest. Die Liste seiner Unterstützer wird derweil immer länger.
Der Star-Regisseur Roman Polanski muss sich derzeit in einer Schweizer Gefängniszelle aufhalten, am Dienstag stellte er den Antrag auf Haftentlassung. Eine Entscheidung in der Angelegenheit werde innerhalb der nächsten Wochen ergehen, teilte das Bundesstrafgericht in Bellinzona mit. Beide Seiten können gegen einen Bescheid dann noch Widerspruch einlegen. Der 76-Jährige befindet sich seit Samstag, den 26. September, auf Ersuchen der USA wegen des sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen im Jahr 1977 in Auslieferungshaft.
Nach Angaben seines französischen Anwalts Herve Temime (siehe Bild links) wäre Polanski einverstanden, für die Dauer des Auslieferungsprozesses in seinem Chalet in Gstaad im Berner Oberland (siehe Bild unten) unter Hausarrest gestellt zu werden. Dem Gericht sei auch eine Kaution vorgeschlagen worden. Das Justizministerium in Bern hat eine Freilassung auf Kaution mit strengen Auflagen nicht völlig ausgeschlossen. Für die Anordnung eines Hausarrests in einer solchen Angelegenheit gebe es keinen Präzedenzfall.
Unterstützer: Von Almodóvar bis Wenders
Während sich Polanski also weiterhin in Haft befindet, wird die Liste internationaler Stars, die sich für seine sofortige Freilassung einsetzen, länger und länger. Bis Dienstagmittag hatten nach Angaben der französischen Autorenvereinigung SACD bereits mehr als 100 Weggefährten des Oscar-Preisträgers eine entsprechende Erklärung unterzeichnet.
Neben Regie-Kollegen Woody Allen und Wim Wenders finden sich unter anderem die Namen von Pedro Almodóvar, Monica Bellucci, David Lynch, Ettore Scola, Martin Scorsese, Tilda Swinton und Tom Tykwer auf der Liste. Die Regisseure, Schauspieler und Autoren nennen es "unannehmbar, dass eine internationale Kulturveranstaltung zur Ehrung eines der größten zeitgenössischen Cineasten in eine Polizeifalle verwandelt" wurde.
Schweiz kritisiert USA
Kritik übten nun auch Schweizer Politiker. Die Verantwortlichen hätten nach Ansicht von Außenministerin Micheline Calmy-Rey Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Da die USA ein Auslieferungsbegehren gestellt hätten, habe die Schweiz keinen Spielraum gehabt, sagte Calmy-Rey am Dienstag. Es sei aber ein "Mangel an Finesse", dass für die Festnahme Polanskis ausgerechnet eine Einladung zu einem Anlass in der Schweiz genutzt worden sei.
Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles wehrt sich indes gegen Kritik, das Missbrauchsverfahren gegen Polanski nicht korrekt geführt zu haben. Es sei unzutreffend, dass sie sich nicht um die Verhaftung des Filmemachers bemüht habe, seit dieser 1978 geflüchtet sei, erklärte die Justizbehörde am Montag.
Schlechte Kartenfür Polanski
Polanski hätte allerdings schlechte Chancen, seiner Auslieferung an die USA zu entgehen. Das geht am Mittwoch aus Aussagen führender Schweizer Justizexperten sowie aus Medienberichten hervor. Auch auf Hilfe der Politik, wie sie Frankreich und Polen versuchen, muss der Oscarpreisträger wohl verzichten. "In polizeilichen und juristischen Verfahren ist, wenn sie einmal laufen, grundsätzlich kein Platz für politische Einflussnahme", sagte Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf der "Neuen Zürcher Zeitung".
(APA)