Ungetrübte Aussichten vom Tennisthron

Andy Murray könnte noch länger die Nummer eins der Tenniswelt sein.
Andy Murray könnte noch länger die Nummer eins der Tenniswelt sein.(c) APA/AFP/GLYN KIRK
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Die Zahlen und ein Blick auf die Saison 2017 sprechen dafür, dass Andy Murray seine Regentschaft so schnell nicht wieder beenden wird.

Wien. Jeder Hobbyspieler weiß: Beim Tennis gewinnt, wer weniger Fehler macht. Diese Tatsache hat am Ende der Saison auch über die Nummer eins der Weltrangliste entschieden. 15 unerzwungene Fehler verbuchte Andy Murray im großen Showdown bei den ATP Finals in London, sein Endspielgegner, Novak Djoković, gleich doppelt so viele. Murray gewann 6:3, 6:4, besiegte Djoković erstmals in der Halle, beendete die Saison mit 24 Siegen am Stück und bestätigte seinen Status als neue Nummer eins der Welt. Und nicht nur seine Konstanz spricht dafür, dass der 29-Jährige den Tennisthron so schnell nicht verlassen wird.

Im Ranking sind Murray und Djoković der Konkurrenz längst enteilt. Die neue Nummer drei, Milos Raonic, hält bei 5450 Punkten, also bei weniger als der Hälfte von Murray (12.685) oder Djoković (11.780). Und die neue Nummer eins könnte den Vorsprung auf den einzigen Rivalen noch ausbauen. Der Serbe hat die erste Jahreshälfte 2016 dominiert und damit bis Juni 2017 weit mehr Punkte zu verteidigen als Murray.

Doch bei Djoković ist die Luft draußen. Obwohl im London-Endspiel die Nummer eins auf dem Spiel stand, zeigte er keinerlei Gefühlsregung. Nicht einmal seine 30 unerzwungenen Fehler in nur zwei Sätzen schienen ihn zu frustrieren. „Ich hatte keine wirkliche Chance zu gewinnen“, meinte er. Die Nummer eins hat Djoković aber nicht erst in London verloren. Nach dem French-Open-Triumph, dem letzten fehlenden großen Titel seiner Karriere, hätte er eine Auszeit benötigt. „Aber die Zeit hatte ich nicht.“ Er muss nun seine Motivation wiederfinden, sich neue Ziele suchen. Das Verteidigen von Titeln und Punkten stellt er sich darunter wohl nicht vor. „Es ist hart, diese Dinge immer wieder zu wiederholen, nichts ist für ewig“, meinte der Weltranglistenzweite. Im Jänner reist er bereits als Titelverteidiger nach Doha und zu den Australian Open. Sein Ziel für die nächsten Wochen: „Ausruhen.“

In Wimbledon begann heuer Murrays Erfolgslauf, bis zur Neuauflage 2017 hat er nur die Titel in Rom und im Londoner Queen's Club sowie die Grand-Slam-Finals in Melbourne und Paris zu verteidigen, insgesamt 3035 Punkte weniger als Djoković. Und im Gegensatz zum zwölffachen Major-Sieger hat Murray noch klar definierte Ziele vor Augen. „Wenn ich im Dezember zum Training fliege, dann mache ich das mit den Australian Open im Kopf. Was mich wirklich motiviert, sind die Grand-Slam-Turniere“, erklärte der Schotte. Insgesamt fünf Mal stand er in Melbourne im Endspiel, der Titel fehlt ihm ebenso noch wie in Roland Garros. „Ich versuche, die nächsten Jahre zu den besten meiner Karriere zu machen. Ich werde nicht mit Mitte 30 noch so viele Spiele (Matchbilanz 2016: 78:9, Anm.) bestreiten können. So ein großartiges Jahr zu wiederholen, ist sehr schwer.“

Zumindest bis zum Sommer hat er beste Chancen, die Nummer eins der Welt zu bleiben. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2016)

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