Krankenstand: Auch Müllabfuhr und Oper sammeln Daten

MA 48 Garage / Einsiedlergasse / M�llfahrzeuge Photo: Michaela Seidler
MA 48 Garage / Einsiedlergasse / M�llfahrzeuge Photo: Michaela Seidler(c) ()
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Die ÖBB sind nicht das einzige Unternehmen, das die Daten von kranken Mitarbeiter systematisch aufzeichnet. Für ÖBB-Chef Klugar wird es inzwischen eng.

Die Bundesbahnen sind nicht das einzige staatsnahe Unternehmen, in dem Krankheitsdaten von Mitarbeitern gesammelt werden, schreibt "der Standard". Die Wiener Müllabfuhr (MA48) erhebe seit 2002 systematisch die Gründe für Fehlzeiten. Fragebögen würden bei schweren manuellen Tätigkeiten eingesetzt, zitiert die Zeitung Christian Meidlinger, Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Dies geschehe freiwillig, es gebe keine Sanktionen, wenn jemand Gründe für Krankenstände nicht angibt und es habe noch keine Beschwerden gegeben.

In der Staatsoper müssten die technischen Mitarbeiter, die noch einen Beamtendienstvertrag haben am Tag der Erkrankung Meldung erstatten. Auf dem Formular dazu solle der behandelnde Arzt auch den Grund der Verhinderung angeben. Laut Bundestheater-Chef Georg Springer stamme das Formular aus den 1950er Jahren und "wurde nach der Ausgliederung, warum auch immer, weiter verwendet. Spät genug, aber endlich, wurde es nun, auch aufgrund der ÖBB-Berichterstattung, geändert", so Springer laut "Standard". Das sei aber nicht flächendeckend in allen Bundestheater-Töchtern praktiziert worden. "Es gibt oder gab auch keinerlei datentechnische Erfassung von Krankheitsdaten", versichert Springer laut Zeitung. Dass die Weigerung, die Diagnose preiszugeben, mit einer Vorladung zum Betriebsarzt sanktioniert werde, wie Staatsopern-Insider behaupten, weist er zurück. Häufig fehlende Mitarbeiter kämen aber bevorzugt im Sommer in Salzburg zum Einsatz, schreibt der "Standard".

Job von Klugar wackelt

In den ÖBB scheint nun auch der Job von Chef Peter Klugar zu wackeln. "Klugar wird nicht zu halten sein", zitiert der "Standard" "SPÖ-Regierungskreise". Auch "hochrangige Eisenbahner" würden kritisieren, dass Klugar nicht "reinen Tisch" mache. Nötige Suspendierungen - auch zum Schutz möglicherweise zu Unrecht Verdächtigter - habe Aufsichtsratspräsident Horst Pöchhacker verhindert.

Unklar sind auch die Krankenstände der ÖBB-Mitarbeiter. Angeblich wurden bereits bei der Vorstandssitzung am 31. Juli 2007 "bereinigte Daten" vorgelegt, wonach die ÖBB-Mitarbeiter 2003 im Schnitt 13,78 Tage krank waren. Dieser Wert sei bis 2007 etwa gleichgeblieben. Personalchef Nigl präsentierte hingegen Zahlen, wonach die Krankenstände 2000 26,8 Tage ausgemacht hätten und 2008 nur mehr 16,7 Tage.

Die Differenz komme einerseits dadurch zustande, dass bei ASVG-Versicherten erst der dritte Krankheitstag als Krankenstand erfasst werde, bei den ÖBB schon der erste. Außerdem konnte laut Dienstrecht frühpensioniert werden, wer länger als ein Jahr krank war. "Wer den Dienst zwecks Frühpensionierung quittieren wollte, oder von der Staatsbahn dazu gedrängt wurde, erhöhte unweigerlich die Krankenstandsdauer - zulasten von Kranken- und Pensionsversicherung", so der "Standard".

(APA)

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