IAEA: Iran hat Daten für Bau einer Atombombe

(c) Reuters (Ali Shayegan)
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Nach einer vertraulichen Analyse der Atomenergiebehörde hat der Iran genügend Informationen für den Bau einer Atombombe. Indes soll die neue iranische Atomanlage noch im Oktober von der IAEA kontrolliert werden.

Der Iran hat nach einer vertraulichen Analyse von hohen Mitarbeitern der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) genügend Informationen für die Entwicklung und den Bau einer funktionierenden Atombombe, schreibt die "New York Times" am Samstag im Internet.

Atombomben-Programm 2002 begonnen

Der Iran habe "höchstwahrscheinlich" die benötigten Informationen von externen Quellen erhalten und auf eigene Bedürfnisse zugeschnitten, schrieb die "New York Times". Der Expertenbericht betone einleitend, dass die Schlussfolgerungen provisorisch seien und weiterer Bestätigung durch Beweise bedürften. Diese stammten von Geheimdiensten und IAEA- Untersuchungen. IAEA-Chef Mohammed ElBaradei ist zur Zeit zu Gesprächen in Teheran.

Der Bericht mit dem Titel "Mögliche militärische Dimensionen von Irans Nuklearprogramm" sei in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Atomwaffenexperten innerhalb und außerhalb der IAEA erstellt worden. Das Dokument entwerfe das Bild eines komplexen Programmes, das vom iranischen Verteidigungsministerium geleitet werde, dessen Ziel die Entwicklung einer nuklearen Sprengladung sei, die von Shahab-3-Raketen transportiert werden können. Die Shahab-3 kann Ziele im Nahen Osten und Teile von Europa erreichen. Das Programm habe, so der Bericht, offensichtlich früh im Jahr 2002 begonnen.

Disput über Veröffentlichung des Berichts

In den vergangenen Monaten habe es einen Disput darüber gegeben, ob die Analyse veröffentlicht werden sollte, berichtete die "NYT". Das sei zwischen IAEA-Chef Mohammed El Baradei einerseits und andererseits IAEA-Mitarbeitern und ausländischen Regierungen, die den Druck auf den Iran erhöhen wollen, strittig.

IAEA-Kontrolle noch im Oktober

Indes wurde bekannt, dass die neue iranische Urananreicherungsanlage nahe der iranischen Stadt Qom noch in diesem Monat von Inspektoren der IAEA kontrolliert werden soll. Die Kontrolle werde am 25. Oktober stattfinden, sagten IAEA-Chef Mohammed ElBaradei, sowie der Leiter der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, bei einem Besuch ElBaradeis am Sonntag in Teheran.

Der Iran hatte erst vergangene Woche eingeräumt, dass er rund 130 Kilometer südlich Teherans bei Qom seine zweite Anlage zur Urananreicherung baut. Das hatte das Misstrauen vieler Länder gegenüber den Beteuerungen der Führung in Teheran geschürt, dass sie keine Atombombe anstrebt.

ElBaradei traf am Sonntag auch Präsident Mahmoud Ahmadinejad. Bei seinem Besuch in Teheran wollte der IAEA-Chef auch über die Ankündigung des Iran sprechen, bereits niedrig angereichertes Uran aus der Atomfabrik Natanz weiter in Russland und Frankreich anreichern zu lassen.

(Ag.)

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