Politische Reaktionen: „Seit 16 Jahren das gleiche Elend“

Für die FPÖ ist es das „totale Versagen linker Bildungspolitik“. Grüne und Neos ärgern sich wegen immer gleicher Rituale.

Wien. Für die FPÖ zeigen die schlechten Ergebnisse der Pisa-Studie das „totale Versagen linker Bildungspolitik“, so Bildungssprecher Walter Rosenkranz. Schulen seien primär Bildungs- und nicht Sozialeinrichtungen. „Wenn es nicht bald gelingt, Schulen zu Bildungseinrichtungen zu machen, die sich an den Kriterien Anstrengung, Leistung und Disziplin orientieren, dann gute Nacht für Österreichs Kinder!“, warnt der FPÖ-Politiker.

Sein grünes Pendant, Harald Walser, zeigte sich ebenfalls verärgert: „Seit Jahren sind die Probleme bekannt, Lösungen liegen auf dem Tisch, statt Fortschritten gibt es aber nur Ankündigungen und kosmetische Eingriffe.“ Sein Schluss ist allerdings ein ganz anderer als jener der FPÖ: Das selektive Schulsystem, also die Trennung in Neue Mittelschule und Gymnasium, habe ausgedient, so Walser. Die besten Lehrkräfte sollten außerdem zu den Jüngsten und die meiste Förderung zu den Bedürftigsten kommen.

Angriff auf die „Blockade“ der ÖVP

„Alarmiert“ zeigen sich die Neos angesichts der immer gleichen Rituale seit der ersten Pisa-Studie im Jahr 2000: „Seit 16 Jahren das gleiche Elend: Die Regierung redet und bringt nichts Substanzielles auf den Weg“, so Neos-Chef Matthias Strolz. Im österreichischen Schulsystem würden Erneuerungen blockiert, insbesondere von schwarzen Ideologen und Landesfürsten. Die ÖVP sei intern zerrissen und beharre auf Konzepten aus dem 19. Jahrhundert. Auch vonseiten der Grünen trifft die Kritik vor allem die ÖVP. Die Volkspartei ihrerseits verweist auf die Bildungsreform, die sich zum Teil noch in der Schublade befindet: „Die veröffentlichten Problematiken und die Zahl der Risikoschüler sind für uns nicht neu, sie zeigen nur den bekannten Handlungs- und Reformbedarf auf. Ziel muss es sein, früher in unsere Kinder zu investieren, statt später teuer zu reparieren“, sagt ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank. Mit der Bildungsreform sei man aber auf dem richtigen Weg. Darunter würden etwa die Stärkung des Kindergartens und die Einführung des Bildungskompasses fallen.

„Aufrüttelnd“ und „nicht länger hinnehmbar“ sind wiederum für SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann die aktuellen Ergebnisse der Pisa-Auswertung. „Einmal mehr zeigt sich: Wir haben keine Zeit zu verlieren. Es muss endlich Schluss sein mit Reformblockaden“, so die SPÖ-Abgeordnete. Der massive Ausbau von Ganztagsschulen sei dabei ein zentrales Element. Der nächste Schritt müsse die Schulautonomie sein.

Das Team Stronach hat hierbei ganz andere Ansätze: Durch einen Bildungsscheck will die Partei mehr Kindern die Möglichkeit geben, in Privatschulen zu gehen. Außerdem müsse die Bildungsreform schneller umgesetzt werden, so Klubobmann Robert Lugar in einer Aussendung. (rovi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild Pisa-Studie
Anneliese Rohrer

Die Leseschwäche einiger Lehrer und die Frustration der Lesepaten

Nicht alles ist eine Frage des Geldes, vieles eine der Mentalität: Die Pisa-Studie sieht Migrantenkinder benachteiligt, freiwillige Hilfe wäre eine Investition in die Zukunft.
Schule

Pisa: Weltweit größte Geschlechterkluft

In keinem anderen Land ist der Leistungsunterschied zwischen Burschen und Mädchen so groß wie in Österreich. Für Bildungsministerin Hammerschmid sind die Pisa-Ergebnisse „inakzeptabel“.
Leitartikel

Ein neuer Pisa-Schock als kleiner Schubser

Pisa bietet reichlich Angriffsfläche. Aber vielleicht braucht es alle drei Jahre diesen Weckruf, um etwas weiterzubringen. Stichwort Bildungsreform.
Schule

Weltweiter Wettstreit: Fernost dominiert, Finnland verliert

Weltweit nahmen mehr als eine halbe Million Schüler aus 72 Staaten und Regionen teil. Eine Bilanz.
Schule

PISA-Ergebnis "inakzeptabel": Jeder Dritte ist ein Risikoschüler

Österreich hat sich wieder verschlechtert. Für Ministerin Hammerschmid ist das Ergebnis "inakzeptabel". Einen negativen Spitzenwert erreichen die heimischen Schüler beim Geschlechterunterschied.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.