Der 330.000-Euro-Job

Zug der ÖBB
Zug der ÖBB(c) Clemens Fabry
  • Drucken

 Die nächste Postenbesetzung im Staatsbereich steht an: Für den Straßenbaukonzern Asfinag wird bald ein neuer Vorstand gesucht. Hinter den (politischen) Kulissen wird schon ausgelotet.

Die letzte große Personalrochade in einem staatlichen Unternehmen ist vor knapp drei Wochen über die Bühne gegangen – und eigentlich wurde sie noch gar nicht entsprechend gewürdigt: Die langjährige Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik in der Arbeiterkammer, Silvia Angelo, wird Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG. Eine „Überraschung“, schrieben einige Zeitungen elegant. Was wohl zum Ausdruck bringen soll, dass nicht ganz klar ist, welche genauen Qualifikationen Angelo für den doch einigermaßen herausfordernden Posten mitbringt. ÖBB-Aufsichtsratspräsidentin Brigitte Ederer hatte sich für Angelo zwar mächtig ins Zeug gelegt – doch Details zur fachlichen Eignung Angelos blieb sie der Öffentlichkeit noch schuldig.

Die kommen aber sicher noch. Und bis dahin ist für Kurzweil gesorgt. Schon steht nämlich die nächste Postenbesetzung in einem ebenfalls zu 100 Prozent staatlichen Unternehmen an: Beim Straßenbaukonzern Asfinag laufen die Verträge der beiden Vorstände, Klaus Schierhackl und Alois Schedl, im September 2017 aus. Im Februar, spätestens im März, müssen die Posten ausgeschrieben werden.

Schon klar: Mit den ÖBB kann sich die Asfinag – machtpolitisch jedenfalls – nicht messen. Aber keine Bange: Es wird schon noch spannende Momente geben. In den vergangenen Jahren haben Postenbesetzungen im Straßenbaukonzern jedenfalls schön regelmäßig für Aufregung gesorgt.

Zum Beispiel 2006, als ein gewisser Hubert Gorbach BZÖ-Verkehrsminister war. Wie's der Zufall so wollte, fand der Asfinag-Vorstand ganz plötzlich nicht mehr das Auslangen mit zwei Personen. Ein dritter Mann musste her – es war die Stunde von Gorbachs Parteikollegen Mathias Reichhold.

Große Empörung bei der damaligen Oppositionspartei SPÖ. Deren damaliger Abgeordneter Günther Kräuter beispielsweise sprach von „Postenschacher“ und „Riesensauerei“. Der „Kärntner Hendlbauer Reichhold“ sei „schamlos versorgt“ worden.

Ein Jahr später zog Kräuter es vor zu schweigen. Obwohl es in der Asfinag abermals rundging. Mit dem Unterschied, dass ein gewisser Werner Faymann frisch gebackener SPÖ-Verkehrsminister war. Jedenfalls ließ Faymann die Verträge der drei Asfinag-Vorstände auflösen. Reichhold sowie der rote Vorstand, Christian Trattner, sowie dessen schwarzer Kollege, Franz Lückler, mussten gehen. Später sagten sie aus, ihr Abgang sei beschleunigt worden, weil sie Widerstand gegen Faymann-Inserate auf Kosten der Asfinag geleistet hätten. Aber Genaueres weiß man natürlich nicht.

Auch egal. Seit Herbst 2007 steuern der schwarze Klaus Schierhackl und der rote Alois Schedl den Straßenbaukonzern. Und jetzt? Schierhackls Vertrag wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verlängert werden. Doch Schedl wird in Pension gehen. Da tut sich also etwas – für die rote Reichshälfte, die schleunigst danach trachten muss, dass „ihr“ Posten auch entsprechend nachbesetzt wird.

Lange Zeit war Gerald Klug für den Job im Gespräch. Genau: Jener Gerald Klug, der dieses Jahr für dreieinhalb Monate SPÖ-Verkehrsminister war. Der Steirer, der seit Mai einfacher Nationalratsabgeordneter ist, hat sich tatsächlich Hoffnungen gemacht, der Geeignete für den Asfinag-Posten zu sein. Er hatte auch die Unterstützung der Gewerkschaft, allerdingsnicht unbedingt jene der Partei. Mehrere „Parteifreunde“ sollen, so wird erzählt, hinter den Kulissen höchst umtriebig gewesen sein, um den Ex-Minister in der Asfinag zu verhindern. Klug scheint mittlerweile die Agenda Asfinag aufgegeben zu haben. Dieser Tage wird er des Öfteren im Magna-Konzern gesichtet.

Man kann ihm nur das Beste wünschen. Aber was bedeutet das für den bald zu vergebenden Asfinag-Vorstandsjob? Da macht dieser Tage ein neuer Name die Runde: Gerald Gerstbauer werden durchaus gute Chancen eingeräumt.

Gerstbauer ist einer breiten Öffentlichkeit als Ehemann von Schauspielerin Kristina Sprenger bekannt. Politisch Interessierte wissen allerdings auch, dass Gerstbauer einst stellvertretender Büroleiter von SPÖ-Sozialministerin Lore Hostasch war. Später war Gerstbauer Geschäftsführer der ÖBB-eigenen Wellcon Gesellschaft für Prävention und Arbeitsmedizin GmbH. Seit einigen Jahren ist er im Management der Atos IT Solutions and Services GmbH.

Ob Gerstbauer fachlich für den gut dotierten Asfinag-Job mit rund 330.000 Euro Jahresgage geeignet ist, bleibt dahingestellt. Politisch ist der Mann jedenfalls höchst umtriebig – und zwar flächendeckend. Gerstbauer ist natürlich in der SPÖ bestens vernetzt – er hat auch einen guten Draht zu Christian Kern.

Des Weiteren hat Gerstbauer Abende mit Wirtschaftstreibenden für Bundespräsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen organisiert.

Erstaunlicherweise hat er aber auch durchaus gute Kontakte zur ÖVP – speziell zur niederösterreichischen, was er wohl (auch) seiner Frau, mittlerweile Intendantin der Festspiele Berndorf, zu verdanken hat. Jedenfalls ließ es sich Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll im März 2012 nicht nehmen, den Spatenstich für das Einfamilienhaus des Ehepaares Gerstbauer-Sprenger in Sooß höchstpersönlich zu übernehmen.

Mit solch breit gefächerten Kontakten lässt sich natürlich schon einiges bewegen – auch karrieretechnisch. Wiewohl das bisher nicht so gut geklappt hat: Einst soll sich Gerstbauer für einen ÖBB-Vorstandsjob interessiert haben. Und alsdie Telekom für die Österreich-Tochter A1 vor einem Jahr einen neuen Vorstand suchte, haben nicht nur ranghohe Gewerkschafter für Gerstbauer antichambriert.

Sogar die damalige ÖVP-Innenministerin, Johanna Mikl-Leitner, hat sich für ihn mächtig ins Zeug gelegt. Den Posten bekam aber dann dennoch Margarete Schramböck.

Wird's jetzt was mit der Asfinag? Hinter den Kulissen kommt da schon einiges in Bewegung. Wiewohl Gerstbauer gegenüber der „Presse“ betont: „Mit mir hat noch keiner darüber geredet.“ Aber Hand aufs Herz: Sagen das nicht alle?

(Print-Ausgabe, 17.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.