Auch zahlreiche Ausländer sollen unter den mindestens 39 Todesopfern sein, Verwirrung gab es bis Sonntag über die Täterzahl.
Auch das neue Jahr begann für die Türkei im Schatten des Terrors: Bei einem Anschlag auf einen beliebten Club am Istanbuler Bosporus-Ufer tötete ein Attentäter in der Silvesternacht mindestens 39 Menschen, darunter auch zahlreiche Ausländer. Österreicher sollen sich nach ersten Informationen nicht unter den Opfern befinden.
Auch Sonntagfrüh war noch der Angreifer - die Behörden gehen weiterhin von einem Einzeltäter aus - auf der Flucht. Die Suche in der türkischen Millionenmetropole dauere an, sagte Innenminister Süleyman Soylu. Nach seinen Angaben seien bisher 21 Opfer identifiziert. Darunter seien 16 Ausländer und 5 Türken. Die Identität der anderen Toten sei noch unklar.
Opposition wirft Regierung Versagen vor
Mit dem Anschlag auf einen Istanbuler Nachtclub hat der Attentäter nach den Worten des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan "Chaos" verbreiten wollen. "Sie wollen die Moral unseres Landes zerstören und Chaos verbreiten, indem sie mit diesen schändlichen Angriffen gezielt Zivilisten attackieren", erklärte Erdogan am Sonntag. Die Türkei sei aber entschlossen, "den Kampf gegen den Terror" fortzusetzen und alles Notwendige für die Sicherheit der Bürger zu unternehmen.
Die Opposition warf hingegen der Regierung schweres Versagen vor: Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu sagte die Regierung der islamisch-konservativen AKP sei nicht in der Lage, Terroranschläge zu verhindern, erklärte er auf der Website der Mitte-Links-Partei CHP. Vielmehr schöpften die "Terrororganisationen" nach jedem Anschlag geradezu neuen Mut für den nächsten. "Der Grund für diese Situation ist, dass es der Regierung an einer rationalen, wissenschaftlichen, nachhaltigen und nationalen Anti-Terror-Politik fehlt", erklärte Kilicdaroglu.
Täter im Weihnachtsmannkostüm?
Gesundheitsminister Recep Akdag sagte laut der Nachrichtenagentur Anadolu, 65 Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt. Vier davon seien schwer verletzt. Ermittlungen der Sicherheitskräfte deuteten darauf hin, dass es sich nur um einen Schützen gehandelt habe.
Die Nachrichtenagentur DHA hatte dagegen gemeldet, zwei als Weihnachtsmänner verkleidete Terroristen seien in den Nachtclub Reina eingedrungen und hätten das Feuer mit automatischen Waffen eröffnet. Auch eine Augenzeugin hatte von zwei Angreifern gesprochen. Dafür gab es zunächst jedoch keine Bestätigung.
Istanbuls Gouverneur Vasip Sahin sagte: "Das ist ein Terrorangriff." Ein Angreifer habe sich Zugang zum Club verschafft, indem er am Eingang einen Polizisten und einen Zivilisten erschossen habe. Zunächst bekannte sich niemand dazu.
Beliebter, vornehmer Nachtclub
Der Nachrichtenagentur Dogan zufolge feierten und tanzten zum Zeitpunkt des Angriffs rund 700 Menschen in dem berühmten Nachtclub am Ufer des Bosporus. Augenzeugen berichteten demnach, die Angreifer hätten Arabisch gesprochen.
Polizisten riegelten den Tatort ab. Zu sehen waren Partygäste, Männer in Anzügen und Frauen in Cocktailkleidern, die im Schockzustand den Nachtclub verließen. Dem Nachrichtensender NTV zufolge sprangen während des Angriffs mehrere Menschen in Panik in den Bosporus, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Maßnahmen zu ihrer Rettung dauerten an.
Der Nachtclub Reina im Viertel Ortaköy ist eine der vornehmsten Adressen in der Metropole und bei der Istanbuler Oberschicht sehr beliebt. Er liegt direkt am Ufer des Bosporus im Norden der Istanbuler Innenstadt, auf der europäischen Seite der Metropole. Nur wenige hundert Meter weiter hatten die offiziellen Silvesterfeierlichkeiten der Stadt stattgefunden.
(APA/AFP/DPA)