Nordafrikaner als "Nafris" bezeichnet: Kritik an Kölner Polizei

Polizeieinsatz am Hauptbahnhof in Köln am Silvesterabend.
Polizeieinsatz am Hauptbahnhof in Köln am Silvesterabend.(c) Imago
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Die Kölner Polizei will erneute Silvester-Übergriffe wie im Vorjahr verhindert haben, gerät aber wegen der Verwendung des Begriffs "Nafris" in die Kritik.

In der Silvesternacht hat ein Großaufgebot der Polizei in Köln eine Wiederholung der massiven Übergriffe auf Frauen sowie Diebstähle verhindert, wie auch "DiePresse.com" berichtete. Nach dem Einsatz ist die Kölner Polizei aber vehement kritisiert worden - und zwar für die Bezeichnung "Nafris" für Nordafrikaner. Denn diesen Begriff benutzte die Polizei während des Einsatzes am Silvesterabend auf Twitter.

Die Kölner Polizei hatte am Samstagabend getwittert: "Am HBF werden derzeit mehrere Hundert Nafris überprüft." Polizeipräsident Jürgen Mathies sagte dazu am Sonntag bei einer Pressekonferenz, nach seiner Einschätzung hätte der Begriff "Nafri" besser nicht nach außen verwendet werden sollen. Eine Häufung an Straftaten von Personen aus dem nordafrikanischen Raum lasse sich aber nicht bestreiten, und dafür müsse dann polizeiintern auch ein Begriff gefunden werden. Mathies betonte, dass die allermeisten in Deutschland lebenden Nordafrikaner natürlich keine Straftäter seien.

"Entmenschlichender Begriff"

Der frühere Piratenpolitiker und jetzige SPD-Politiker Christopher Lauer sagte der Deutschen Presse Agentur: "Ich halte diesen Begriff für in hohem Maße entmenschlichend." Er sieht die Verwendung als äußerst problematisch: "Wenn die nun in der Silvesternacht hunderte Menschen so bezeichnen, ist das eine pauschale Verurteilung einer ganzen Bevölkerungsgruppe nur nach dem Aussehen."

Nach eigener Einschätzung hat die Kölner Polizei "durch konsequentes Einschreiten" ähnliche Straftaten wie in der vorhergehenden Silvesternacht verhindert. "Wir hatten Personengruppen, die vergleichbar aggressiv waren", sagte Polizeipräsident Mathies. Erneut seien in der Silvesternacht mehrere hundert junge Nordafrikaner nach Köln gekommen. Der große Unterschied zum Jahr davor sei gewesen, dass die Polizei diesmal konsequent eingeschritten sei.

Massive Übergriffe vor einem Jahr

In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es in Köln und anderen Städten massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben. Die Verdächtigen und Verurteilten waren überwiegend Nordafrikaner.

Die Polizei war zum Jahreswechsel 2016/17 zunächst mit 1500 Beamten im Einsatz, forderte noch einmal Verstärkung an, so dass sich die Zahl der Polizisten schließlich auf 1700 belief. Die Beamten überprüften die Identität von 650 Personen. Dabei habe es sich fast ausschließlich um Nordafrikaner gehandelt, sagte Mathies.

Die Polizei sprach 190 Platzverweise aus und nahm 92 Personen in Gewahrsam. 27 Personen wurden vorläufig festgenommen. Es wurden zehn Sexualdelikte angezeigt, Vergewaltigungen waren nicht darunter.

Vorwurf des "Racial Profiling"

Mathies verwahrte sich gegen den Vorwurf des "racial profiling", womit ein gezieltes polizeiliches Vorgehen nach ethnischen Gesichtspunkten bezeichnet wird. Es sei um das Verhalten dieser Männer gegangen, betonte er. "Der ganz überwiegende Teil war so, dass mit drohenden Straftaten zu rechnen war", sagte der Polizeipräsident. Dies habe die Polizei verhindert. Im Übrigen seien genauso auch Deutsche überprüft worden.

Auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bezeichnete den großen Polizeieinsatz als "erforderlich". Wolfgang Wurm von der Bundespolizei berichtete, dass mindestens 1000 "fahndungsrelevante Personen" nach Köln gereist seien. Viele von ihnen hätten offenbar im Hauptbahnhof bleiben wollen, was die Polizei aber nicht zugelassen habe.

(APA/dpa)

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