Wie Flüchtlinge einen Job finden sollen

Flüchtlinge in Traiskirchen
Flüchtlinge in Traiskirchen(c) Clemens Fabry
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Sprachkurse, Beratungen, Kompetenzchecks und eine Förderung von fünf Monaten für Unternehmer soll Flüchtlingen die Suche nach einem Job erleichtern. Der befindet sich im Idealfall in einem anderen Bundesland.

Es ist trotz allem ein Wiener Problem. Zwei Drittel aller anerkannten Flüchtlinge, die einen Job suchen, tun das in Wien. Weil sie sich in der Großstadt die besten Jobchancen errechnen, sie hier meist auf Freunde, Verwandte und ein Community-Netzwerk zurückgreifen können, aber dabei auch ignorieren, dass es in Wien die höchste Arbeitslosenrate gibt. Kein Wunder also, dass das AMS Wien händeringend versucht, die Flüchtlinge an Jobs in andere Bundesländer zu vermitteln.

Rund 17.745 Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte waren im Dezember 2016 in Wien arbeitslos gemeldet, davon 5570 in Schulungen oder Deutschkursen. Wobei die Zahl der Arbeitslosen auch Flüchtlinge enthält, die schon (Jahre) vor dem syrischen Bürgerkrieg nach Österreich gekommen sind. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr 4277 Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte vom AMS Wien in Jobs vermittelt werden.

Förderung für Firmen. Damit Unternehmer einen Anreiz haben, Flüchtlinge in ihre Betriebe aufzunehmen, gibt es mittlerweile eine Förderung speziell für diese Gruppe. Fünf Monate wird dem Arbeitgeber die Hälfte der Lohn- und Lohnnebenkosten bezahlt. Eine Maßnahme, die es auch für Österreicher (etwa bei über 50-Jährigen) gibt. Insgesamt haben laut AMS Wien Unternehmer die Förderung für 917 Flüchtlinge in Anspruch genommen. Um die Menschen besser in Jobs vermitteln zu können, gibt es ab April 2017 auch ein Erstscreening im Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Dafür sitzen AMS-Mitarbeiter in der Beratungsstelle des Integrationsfonds und klären eben anerkannte Flüchtlinge in deren Muttersprache über Rechte und Pflichten auf dem Arbeitsmarkt auf und leiten diese nach einem Gespräch gleich an entsprechende Stellen weiter. Schon länger gibt es neben dem Kompetenzcheck auch spezifische Informationsveranstaltungen etwa für Pharmazeuten oder Computertechniker.

Die Sprache als Barriere. In der Praxis sind die größten Hürden aber immer die gleichen: fehlende Qualifikationen, Probleme beim Nachweis von Ausbildungen und fehlende Sprachkenntnisse. Auch die Idee vieler Jobsuchenden, sich selbstständig zu machen, ist gut gemeint, aber im überregulierten Österreich weitaus schwieriger umzusetzen als in den Herkunftsländern der Betroffenen. Und die Vermittlung in den Bundesländern? Die bleibt (nicht nur bei Flüchtlingen) schwierig. Selbst, wenn es um eine Ausbildung geht. Gerade einmal 13 Flüchtlinge konnte das AMS Wien 2016 an eine Lehrstelle in die Bundesländer vermitteln. Fünf weitere sollen in den kommenden Wochen noch folgen.

Schuld daran sind nicht immer persönliche Befindlichkeiten, sondern ein Flickenteppich an unterschiedlichen Länderregelungen. So wird Lehrlingen in den Bundesländern meist nicht das Lehrgeld auf den Betrag der Mindestsicherung aufgestockt. Mit 600 oder gar 400 Euro Lehrgeld im Monat lässt sich ohne den Rückhalt einer Familie aber schwerer leben als mit den rund 840 Euro Mindestsicherung in Wien.

Mentoring

Arbeiten und Deutsch lernen.
Kompetenzen erkennen, sichern und weiterentwickeln, lautet das Motto des Programms Mentoring for Refugees vom Verein Wirtschaft für Integration, im Zuge dessen 38 Flüchtlinge von rund 50 Mentoren begleitet werden, Deutschkurse machen und erste Erfahrungen in der österreichischen Berufswelt sammeln dürfen. Allerdings ohne Bezahlung, da Asylwerber keiner regulären Beschäftigung nachgehen, sondern nur gemeinnützige Arbeiten verrichten dürfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2017)

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