Absichern gegen den Absturz

Seit Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hat, ist es an der Börse zu kräftigen Kursanstiegen gekommen. Ob es so weitergehen wird wie bisher, ist fraglich. Anleger sollten sich daher gegen ein Platzen der Blase wappnen.
Seit Donald Trump die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen hat, ist es an der Börse zu kräftigen Kursanstiegen gekommen. Ob es so weitergehen wird wie bisher, ist fraglich. Anleger sollten sich daher gegen ein Platzen der Blase wappnen.(c) REUTERS
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Es darf bezweifelt werden, dass 2017 ein ebenso erfolgreiches Börsenjahr wird wie 2016. Wie man 100.000 Euro anlegen kann, um einen potenziellen Crash zu überstehen.

Wien. Dass Anleger auch einmal gegen den Strom schwimmen sollen, ist eine Binsenweisheit vieler Starinvestoren. Ein wenig Risiko einzugehen, wenn alle vor dem Absturz warnen. Und sich abzusichern, wenn die Märkte euphorisch sind. 2016 war das Jahr der Untergangspropheten, die falscher kaum liegen konnten. Für 2017 herrscht Optimismus, also ist Vorsicht geboten.

Die Staatsschulden in den Industrienationen sind größer denn je, in vielen Ländern droht, eine Immobilienblase zu platzen. Donald Trump wurde von den Märkten mit so viel Vorschusslorbeeren empfangen, dass der neue US-Präsident fast nur verlieren kann – und mit ihm die Anleger. Die globalen politischen Risken sind nicht kleiner geworden, und die Europäische Zentralbank wird irgendwann um den Exit aus ihrer ultralockeren Geldpolitik nicht länger herumkommen. Doch wann die Korrektur kommt, ist ungewiss.

Die Rallye könnte sich noch eine Zeit lang fortsetzen, und das soll nicht verpasst werden. „Die Presse“ stellt ein fiktives Portfolio von 100.000 Euro zusammen, mit dem einerseits von weiteren Kursanstiegen profitiert, andererseits ein etwaiger Crash mit einem blauen Auge überstanden werden soll.

► 25.000 Euro in US-Aktien: Knapp zehn Prozent hat der S & P 500 Index im vergangenen Jahr zugelegt, mehr als 20 Prozent der auf Finanztitel fokussierte S & P 500 Financials. Trotzdem sehen Experten wie David Lebovitz von der Großbank JP Morgan noch Luft nach oben. „US-Aktien sollten sich weiterhin gut entwickeln“, schreibt er in seinem Ausblick auf 2017, wobei viel davon abhängen werde, ob die größten Firmen die angekündigten Gewinnzahlen auch tatsächlich erreichen werden. Hinzu kommt ein möglicher Extrazugewinn für europäische Anleger beim Wechselkurs. Für viele ist das Erreichen der Dollarparität zum Euro nur eine Frage der Zeit, nicht zuletzt dank der geplanten Zinserhöhungen der Federal Reserve. Doch ist Vorsicht geboten, auch wegen der politischen Unsicherheit rund um die Präsidentschaft Trumps. Deshalb unbedingt Stop-Loss-Limits setzen beziehungsweise Put-Optionsscheine kaufen (siehe unten).

► 20.000 Euro in Emerging Markets, konkret jeweils ein Drittel in Russland, Mexiko und Chile. Russland ist allein schon wegen der hohen Zinsen eine Überlegung wert, weitere Zugewinne des Rubels sind wahrscheinlich. Hinzu kommen eine Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen zu den USA unter Trump sowie ein Anstieg des Ölpreises, von dem die Volkswirtschaft profitieren wird. In Mexiko wird der Peso seinen Absturz 2016 zumindest teilweise kompensieren, wenn Trump nur ein bisschen weniger protektionistisch gegen den südlichen US-Nachbarn vorgeht als angekündigt, und darauf deutet vieles hin. Der weltgrößte Kupferhersteller, Chile, dürfte zudem von einem Preisanstieg des Halbedelmetalls sowie der Aussicht auf eine wirtschaftsfreundlichere Regierung nach den Wahlen zu Ende des Jahres profitieren.

► 15.000 Euro in europäische Aktien. Einerseits haben sich die konjunkturellen Eckdaten im Euroraum verbessert, und die Eurokrise scheint überstanden. Andererseits bringen die Wahlen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und möglicherweise auch Italien und Österreich politisches Risiko, und auch das Problem der Staatsverschuldung in der Währungszone ist keineswegs gelöst. Eine Rückkehr der Eurokrise ist also nicht ausgeschlossen, deshalb das geringere Investment als beispielsweise in den US-Aktienmarkt.

► 15.000 Euro in Gold. Die Untergangspropheten sollten 2016 eines Besseren belehrt werden, doch was wenn sie 2017 unerwartet doch noch recht behalten? Ein Handelskrieg zwischen den USA und China und eine EZB, die noch nicht zu wissen scheint, wie sie den Exit aus ihrer Geldschwemme bewerkstelligen soll, sind nur zwei der Risken, die auch eine erneute globale Rezession bringen könnten. Dann darf Gold als sicherer Hafen in keinem Portfolio fehlen.

► 10.000 Euro in sonstige alternative Investments. Kommt es zum Börsencrash, legen auf den ersten Blick außergewöhnliche Anlageformen wie Kunst, Fotografien, Silbermünzen, Wein oder Whiskey oftmals deutlich zu. Zu beachten: Der Anlagehorizont sollte bei mehreren Jahren liegen, und die Kosten für das Management sind zumeist deutlich höher als bei anderen Investments.

► 10.000 Euro in Cash beziehungsweise auf dem Sparbuch. Je nachdem, wie lange man auf das Geld zu verzichten bereit ist, dient das Sparbuch mit Bindungsfrist als konservative Alternative, um zumindest für ein Zehntel des Portfolios den Geldverlust durch die Inflation mehr oder weniger kompensieren zu können. Bindet man das Kapital auf fünf Jahre, bieten manche Onlinebanken bis zu zwei Prozent Zinsen jährlich. Wer sich nicht binden mag, behält die 10.000 Euro in Cash beziehungsweise auf dem Girokonto als Notgroschen.

► 5000 Euro in Put-Optionsscheine. Auch wenn sie der kleinste Posten des Portfolios sind, stellen sie den wohl wichtigsten Bestandteil dar, wenn es tatsächlich zum Absturz kommt. Je nach den ausgewählten US-Aktien und europäischen Wertpapieren scheint vor allem eine Absicherung gegen einen Absturz des S & P 500 Index (3000 Euro) sowie des Stoxx Europe 600 (2000 Euro) sinnvoll. Bei der Auswahl darauf achten, dass tatsächlich auch die zugrunde liegenden Basistitel abgesichert werden und die Laufzeit möglichst genau der gewünschten Absicherungsdauer entspricht.

Wie immer gilt auch bei diesem Portfolio: Aktieninvestments möglichst breit streuen und nur jenen Geldbetrag investieren, dessen Teilverlust man verkraften könnte und den man nicht unbedingt zur Abdeckung der Lebenserhaltungskosten benötigt.

Auf einen Blick

Die Staatsschulden legen zu, in vielen Ländern droht, eine Immobilienblase zu platzen, der neue US-Präsident, Donald Trump, stellt ein Risiko dar, und die Europäische Zentralbank wird irgendwann um den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik nicht länger herumkommen. Doch wann die Korrektur auf den Märkten kommt, ist ungewiss. „Die Presse“ hat sich daher angesehen, wie Anleger mit einem fiktiven Portfolio von 100.000 Euro einerseits von weiteren Kursanstiegen profitieren und sich anderseits gegen einen möglichen Crash absichern können. Auf eine Streuung des Kapitals sollte man dabei nicht vergessen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2017)

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