Johanna Mikl-Leitner: Endlich Hausherrin

Mikl-Leitner im Landtag bei ihrer Angelobung zur Landeshauptmann-Stellvertreterin im April 2016.
Mikl-Leitner im Landtag bei ihrer Angelobung zur Landeshauptmann-Stellvertreterin im April 2016. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Sie war Landesgeschäftsführerin, Landesrätin, Abgeordnete, Ministerin – und immer loyal. Bald ist Johanna Mikl-Leitner wohl dort angekommen, wo sie immer sein wollte.

Die vergangenen zehn Monate gehören wohl zu den wichtigsten in der Karriere von Johanna Mikl-Leitner. Nicht, weil sie als niederösterreichische Landesrätin so viele Reformen angegangen wäre. In ihren Jahren als Innenministerin hatten ihre Entscheidungen mit Sicherheit weiter reichende Folgen. Auch nicht, weil Mikl-Leitner ihren Bekanntheitsgrad ausbauen konnte. Als Bundespolitikerin war sie unter anderem im deutschen und US-amerikanischen Fernsehen.

Nein, die Zeit ab April 2016 war deswegen so wichtig, weil Johanna Mikl-Leitner nach Hause kommen konnte. Endlich. Und sie tat es mit einer Mission: Ihr Image im eigenen Bundesland zu pflegen, um das richtige Standing zur richtigen Zeit im Land zu haben. Eine Aufwärmrunde für ihre politische Zukunft, sozusagen.

Jetzt, da Landeshauptmann Erwin Pröll seinen Rückzug im März angekündigt hat, ist diese Zeit bald gekommen. So gut wie niemand zweifelt mehr daran, dass seine politische Ziehtochter die Nachfolge als Landeshauptfrau antreten wird. Indizien dafür gibt es jedenfalls genug. Nummer eins: Pröll will es. Nummer zwei: Mikl-Leitners Konkurrent, Wolfgang Sobotka, sagte in der „ZiB 2“, er werde sie als Landeschefin unterstützen.

Keine Berührungsängste

Verläuft alles nach (ihrem) Plan, wird die 52-jährige Weinviertlerin bald dort ankommen, wo sie immer sein wollte. Und, das muss man ihr zugestehen, wo sie auch recht gut hinpasst. Mikl-Leitner ist der Typ bodenständige Landespolitikerin. Berührungsängste oder Introvertiertheit kann man ihr nicht gerade nachsagen. Ein Scherz hier (nicht immer jugendfrei), ein Spruch da – schon ist man mit ihr im Gespräch. Der direkte Draht zur Bevölkerung liegt ihr. Weit mehr, als es die Brüsseler Bühne oder das Wiener Parkett tat. Ihre forsche, resolute Art brauchte sie wohl auch, um in der Politik allgemein, aber auch in der ÖVP als Frau Karriere zu machen.

Ein Deal für das Innenministerin-Amt

Und die begann schon früh, genauer im Jahr 1993. Mikl-Leitner organisierte die Initiative für Erwin Pröll, ein Personenkomitee für die Landtagswahl. Der einstige Landesparteisekretär Ernst Strasser wurde auf sie aufmerksam, engagierte sie 1995 als Marketingleiterin. Wenige Jahre später wurde sie zur Geschäftsführerin der Landespartei, schließlich Landesrätin.

Bis ein gewisser Michael Spindelegger, dazumal Vizekanzler, auf Pröll zukam. Sein Wunsch: Mikl-Leitner solle als Innenministerin nach Wien wechseln. Der Landeshauptmann soll stundenlang auf seine Parteikollegin eingeredet haben. „Sie hat keine Freude verspürt“, sagte er Jahre später. Letztendlich gab Mikl-Leitner doch nach. Aber nicht, ohne dem Landeshauptmann ein Versprechen abzuverlangen: In drei Jahren solle sie nach St. Pölten zurückkehren dürfen.

Am Ende wurden es dann doch fünf Jahre. Jahre, in denen sie vor allem ihre harte Seite zeigte und eine kantige Politik vorantrieb: Sie sprach von der „Festung Europa“ und war die Erste, die von einem Zaun an der österreichischen Grenze sprach.

Auch ein Grund, warum die vergangenen zehn Monate Imagepflege so wichtig für sie waren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)

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