Der Dauersünder

Die griechische Tragödie

(c) imago stock&people
  • Drucken

Die Wiege der europäischen Demokratie stand in den vergangenen Jahren immer wieder kurz vor dem totalen Zusammenburch. Wie konnte es so weit kommen?

Wenn die Schuldenkrise, in die Europa nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise geschlittert ist, ein Synonym hat, dann heißt dies Griechenland. Kein Staat führte die EU zu einer größeren inneren Zerreißprobe. Keine Regierung hielt die anderen Unionspartner auf der Suche nach einer Lösung ihrer Finanzprobleme mehr auf Trab. Was heißt „hielt“! Gerade aktuell mehren sich die Anzeichen, dass der Streit über die griechische Schuldenkrise wieder ausbrechen könnte. Und plötzlich steht wieder das G-Wort, also die Möglichkeit eines Austritts Griechenlands  aus der Währungsunion (Grexit), den Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble schon 2015 empfohlen hat, im Raum. Kurz zu den harten Fakten: Mit einem öffentlichen Schuldenstand von 177,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (Stand 2015), also dem nahezu Dreifachen dessen, was die Maastricht-Kriterien erlauben, ist Griechenland einsamer Negativ-Spitzenreiter in der Eurozone. Selbst das notorisch angeschlagene Italien mit Schulden von 132,3 Prozent des BIP nimmt sich im Vergleich als passabel aus.

Gewiss, Griechenlands Verschuldung ist noch um einiges von Japans Wert entfernt, der bei 250 Prozent des BIP liegt. Hält man sich aber vor Augen, dass sich Japan seit über zwei Jahrzehnten erfolglos mit ultralockerer Geldpolitik aus diesem Zustand herausziehen will, wird die dramatische Dimension erst begreiflich. Der Internationale Währungsfonds (IWF) mutmaßt, dass Griechenlands Verschuldung bis 2060 auf 275 Milliarden Euro steigen könnte. Auch beim öffentlichen Budgetdefizit ist alles aus den Rudern gelaufen: 2015 hatte Griechenland mit minus 7,5 Prozent des BIP das höchste unter allen Euroländern.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Musterschüler

Estland: Unabhängigkeit um jeden Preis

Kein anderer Staat hat so eine geringe Staatsverschuldung wie Estland. Warum das so ist - und was es Estland gekostet hat.
Der schlechte Durchschnitt

Österreich: Wie man mit Schulden spart

Die Republik Österreich hat so viele Schulden wie nie zuvor. Die Schuldenquote hat sich dennoch verringert. Bis zur Maastricht-Grenze ist es aber noch ein weiter Weg.
Taschenrechner und Geld - calculator and money
Implizite Schulden

Wir rechnen uns die Staatsverschuldung schön

Die noch zu erwartenden Schulden - wie Pensionsversprechungen - lassen die Schuldenquote vieler Länder schlagartig in die Höhe schnellen. Ausgerechnet Italien und Portugal gelten als Musterschüler.
An European Union flag flutters outside of the European Parliament in Brussels
Maastricht 2.0

Die Zukunft von Maastricht

25 Jahre nach Maastricht steht Europa wieder ganz am Anfang. Gibt es einen Ausweg?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.