Vor den Friedensgesprächen in Astana (Kasachstan) und Genf toben blutige Machtkämpfe innerhalb des Rebellenlagers.
Kairo. Das Assad-Regime triumphiert, während sich die bewaffnete Opposition mehr und mehr zerfleischt. In den kommenden Tagen treffen sich die beiden Kriegsgegner wieder auf neutralem Boden. Zunächst in Kasachstan, in dessen Hauptstadt Astana am Donnerstag und Freitag eine weitere von Russland, Türkei und Iran organisierte Vorkonferenz stattfindet. Sie soll die fragile Feuerpause befestigen und einen möglichen Gefangenenaustausch vorbereiten. Nächste Woche folgt nach fast einem Jahr Pause in Genf das nächste Treffen unter der Schirmherrschaft der UNO und ihrem Syrienvermittler Staffan de Mistura.
Kompromisse sind nicht in Sicht, auch wenn die anreisenden Assad-Gegner nach ihrer Niederlage in Aleppo schwächer sind als je zuvor. Sie stehen von allen Seiten unter Druck. Die regionalen Verbündeten Türkei, Saudi-Arabien und Qatar überdenken ihre Strategie und schrauben die Waffenlieferungen zurück. Innerhalb des Rebellenlagers toben blutige Machtkämpfe, nicht nur zwischen Al Qaida-nahen Jihadisten und moderaten Verbänden, sondern auch unter den Extremisten. Die Spannungen schwelen seit langem, durch Astana und Genf treten sie nun offen zutage. Denn die Radikalen lehnen jeden Waffenstillstand ab und werfen den Unterhändlern der Rebellen Verrat vor.
Wasser auf die Mühlen des Regimes
Anfang der Woche starben 69 Bewaffnete, darunter vier Selbstmordattentäter, als zwei jihadistische Allianzen aufeinander losgingen: Jund al-Aqsa und Tahrir al-Sham. Der eine Verband steht ideologisch dem „Islamischen Staat“ nahe, der andere al-Qaida, dessen Führung Rache schwor und ankündigte, man werde die IS-Filiale „mit Stumpf und Stil ausreißen“.
Aber die „Freie Syrische Armee“ geriet unter Beschuss. Dutzende kamen in Gefangenschaft und mussten ihre Depots an die Extremisten abtreten, die ein eigenes Emirat in Nordsyrien errichten wollen. Die wachsende Dominanz der religiösen Fanatiker ist Wasser auf die Mühlen der Regime-Propaganda, die seit Jahren Gegner pauschal als Terroristen verunglimpft. (m.g).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2017)