Job-Garantien sind der Knackpunkt bei der Opel-Übernahme

AFP (PHILIPPE HUGUEN)
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Der französische Autobauer PSA Peugeot will die Opel-Übernahme nicht feindlich erscheinen lassen und hat der deutschen Regierung zugesichert, die vier deutschen Standorte zu erhalten.

Frankreichs Autobauer Peugeot PSA ist bei der angestrebten Übernahme von Opel offensichtlich zu weitreichenden Beschäftigungszusagen bereit. Die deutsche Bundesregierung bestätigte allerdings einen Bericht der "Bild am Sonntag" nicht, wonach PSA ihr schon versichert habe, die Verträge mit der Opel-Belegschaft einzuhalten. Demnach wären betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 ausgeschlossen.

Nach Angaben von Regierungs-Insidern gibt es aber Signale, dass PSA der Forderung nach einer Sicherung der vier Opel-Standorte sowie von Jobs und Tarifverträgen offen gegenübersteht. Die Franzosen müssten aber auch noch mit der britischen Regierung über die dortigen Vauxhall-Standorte reden und ein Gesamtpaket für den Kauf der beiden GM-Töchter schnüren.

PSA-Generalsekretär Olivier Bourges hatte sich am Donnerstag im Berliner Kanzleramt mit dem Opel-Beauftragten von Bund und Ländern, Matthias Machnig, Verkehrsstaatssekretär Michael Odenwald und dem Wirtschaftsberater der Bundeskanzlerin, Lars-Hendrik Röller, getroffen. Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries hatte danach ausdrücklich nicht von einer Übernahme, sondern von einem Zusammenschluss gesprochen. Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD) sprach von "Signalen, dass durch die Übernahme keine Standorte in Deutschland geschlossen werden sollen." Opel hat 18.000 Beschäftigte in Deutschland. Die laufenden Vereinbarungen mit der Belegschaft sehen vor, dass mindestens bis 2020 in alle vier Standorte investiert wird.

Die "Bild am Sonntag" zitierte Arbeitnehmerkreise, wonach sich Peugeot bemühe, die Übernahme nicht feindlich erscheinen zu lassen. Bereits in der kommenden Woche würden Opel-Vertreter erwarten, dass PSA konkrete Eckpunkte der Übernahme vorlege. Bis zum Genfer Autosalon in gut zwei Wochen sollten erste Verträge mit General Motors (GM) unterzeichnet sein. Bis zur Klärung aller Details würden aber voraussichtlich noch Monate vergehen.

GM will verkaufen

GM hatte vor wenigen Tagen erklärt, Opel nach jahrelangen Verlusten an Peugeot verkaufen zu wollen. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann bezeichnete den geplanten Zusammenschluss als Chance. Auch der Betriebsrat begrüßte das Vorhaben, machte seine Zustimmung aber von der Sicherung der Arbeitsplätze abhängig. Kanzleramtsminister Peter Altmaier sagte der "Bild am Sonntag", die Bundesregierung dringe darauf, dass die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Opel gewahrt blieben. Zypries will nächsten Donnerstag im Paris mit der französischen Regierung über die Übernahmepläne von PSA sprechen. Der französische Staat ist einer der größten Aktionäre des Konzerns.

Machnig sagte der "Franfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die Fusion mit PSA sei "eine Chance für Opel". Das Unternehmen könne auf diese Weise neue Märkte erschließen und gemeinsame Vertriebswege nutzen. Ein andere Großaktionär und Joint-Venture-Partner von PSA ist der chinesische Autohersteller Dongfeng. Machnig sagte, Die Lage sei völlig anders als vor acht Jahren, als mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise das komplette Aus für Opel zur Debatte stand und die Politik mit Staatshilfen eingreifen wollte: "Alle Vergleiche mit 2009 sind abwegig.

PSA-Chef Carlos Tavares kündigte unterdessen an, auch mit der britischen Regierung das Gespräch zu suchen. Ein PSA-Sprecher sagte, Tavares habe Premierministerin Theresa May um einen Termin gebeten. Die Opel-Schwestergesellschaft Vauxhall hat zwei Werke in Großbritannien. In der deutschen Bundesregierung hieß es, es bestehe die Aussicht, dass PSA in der kommenden Woche Eckpunkte eines Übernahmekonzepts vorlege.

(APA/Reuters)

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