Oscar-Panne bietet Trump Steilvorlage für Sticheleien

Nach fünf Minuten wurde am Sonntag "Moonlight" zum besten Film gekürt.
Nach fünf Minuten wurde am Sonntag "Moonlight" zum besten Film gekürt.APA/AFP/MARK RALSTON
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"Es war ein bisschen traurig", beschrieb der US-Präsident die Verkündung des falschen Gewinners bei der Preisverleihung. Es habe den Oscars etwas Glamour genommen.

US-Präsident Donald Trump hat die Oscar-Panne um die Verkündung des falschen Gewinners des Hauptpreises für den besten Film für sich ausgeschlachtet und gegen seine Kritiker bei der Gala gestichelt. Der ultrarechten Website Breitbart News sagte Trump am Montag, die peinliche Panne sei nur deshalb passiert, weil die Oscar-Verleihung "so sehr auf die Politik fokussiert" gewesen sei.

Breitbart News

"Sie waren so auf die Politik fokussiert, dass sie die Dinge am Ende nicht hingekriegt haben", sagte Trump und fügte bedauernd hinzu: "Es war ein bisschen traurig" und habe "dem Glamour der Oscars etwas genommen." Der Abend sei ihm "nicht sehr glamourös" vorgekommen und er sei ja auch schon bei den Oscars gewesen. "Es hat etwas sehr Spezielles gefehlt" und am Ende sei es "traurig" gewesen, sagte der US-Präsident.Die Website Breitbart News ist wegen ihrer Nähe zum Ku-Klux-Klan, weißen Nationalisten und Antisemiten sehr umstritten. Leiter der Website war früher Trumps Chefstratege im Weißen Haus, Stephen Bannon.

Während der Oscar-Verleihung hatte sich Trump nicht zu Wort gemeldet. Die Gala war mit Spott und Kritik an seine Adresse gespickt. Moderator Jimmy Kimmel hatte im Verlauf der Show Verwunderung darüber bekundet, dass Trump sich noch nicht per Kurzbotschaft auf Twitter gemeldet habe: "Ich fange an, mir Sorgen um ihn zu machen." Der Moderator schickte daraufhin live von seinem Smartphone einen Tweet an den Präsidenten: "Hey, @realDonaldTrump, bist Du wach?".

Academy entschuldigt sich

Bei den Oscars war in der Nacht zum Montag zunächst fälschlicherweise der Film "La La Land" als Sieger in der Kategorie Bester Film ausgerufen worden, ehe der Irrtum dann hektisch korrigiert und das Drama "Moonlight" zum Sieger gekürt wurde. Das Wirtschaftsprüfunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC), das die Abstimmung über die Preise überwacht, übernahm die komplette Verantwortung für die Panne und sprach von menschlichem Versagen.

Die Academy entschuldigte sich für die Panne. "Wir bedauern zutiefst die Fehler, die während der Oscar-Verleihung in der Kategorie Bester Film gestern Abend gemacht wurden", teilte die Academy in einer Stellungnahme am Montagabend (Ortszeit) mit.

"Wir bitten die gesamten Besetzungen und Crews von 'La La Land' und 'Moonlight' um Verzeihung." Die Entschuldigung gelte auch den Schauspielern Warren Beatty und Faye Dunaway, die den falschen Preisträger verkündet hatten, den Filmemachern und den TV-Zuschauern weltweit.

Die Academy vertraue PwC seit 83 Jahren die Auszählung der Wahl und die Übermittlung der Ergebnisse an, heißt es in der Stellungnahme der Academy. Man habe die Vorfälle untersucht und werde nun über angemessene Konsequenzen beraten. Die Integrität der Oscars müsse erhalten bleiben.

"Ehrlich gesagt: So war es noch viel aufregender"

US-Schauspieler Ashton Sanders, der in "Moonlight" eine der Hauptrollen spielt, fand die Oscar-Panne nicht schlimm. "Ehrlich gesagt: So war es noch viel aufregender", sagte der 21-Jährige dem Magazin "TMZ".

"Alles passiert aus einem bestimmten Grund. Ich denke, es ist genau so gekommen, wie es kommen sollte", sagte Sanders auf die Frage, ob die Panne die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vom Siegerfilm "Moonlight" ablenke.

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(APA/AFP)

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