Drei Mal putschten die Generäle in der modernen türkischen Geschichte. Und einmal, im Jahr 1997, hat das Militär die Regierung Necmettin Erbakan ohne Eingriff, aber mit Nachdruck entmachtet ("postmoderner Staatsstreich"). Den vorangegangenen Coups war gemein, dass sie mitten in der Nacht stattfanden, als kaum Menschen auf der Straße waren, die Widerstand hätten leisten können. Diesmal war das anders: Es war ein sommerlicher Freitagabend, kaum jemand war zu Hause.
Die türkische Bevölkerung hat gemischte Gefühle, was die vorangegangenen Coups betrifft. Zwar wurden die Islamisten damit in Schach gehalten, was das Ziel der Säkularen war, aber demokratischer wurde das Land damit keineswegs. Im Gegenteil: Besonders in der Zeit nach dem Putsch 1980 sind unzählige Verbrechen an der Menschlichkeit begangen worden, Menschen verschwanden, wurden verhaftet, getötet. Die drei Sozialisten und Ikonen der türkischen 68er-Bewegung, Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin Inan wurden nach einem Schauprozess als Warnung an die Bevölkerung hingerichtet.