Marcel Hirscher trachtet in Kranjska Gora nach vorzeitigen Kristall-Entscheidungen. Roland Leitinger fuhr in St. Moritz ins Rampenlicht und kämpft um die Qualifikation für das Finale.
Kranjska Gora/Wien. Zwei Tage nach seinem 28. Geburtstag kann sich Marcel Hirscher in Kranjska Gora, der vorletzten Weltcupstation, mit vorzeitigen Kugel-Entscheidungen im Riesentorlauf, Slalom und Gesamtweltcup selbst ein Geschenk machen. Der Salzburger weiß vor dem heutigen Riesentorlauf (9.30/12.30 Uhr, live ORF eins), dass „die Chancen nicht schlecht stehen“, blieb im Vorfeld trotz Gratulationen der Konkurrenz aber gewohnt zurückhaltend. Die Zahlen sprechen ohnehin für sich: Sechs Rennen vor Schluss hat Hirscher 404 Punkte Vorsprung auf den Norweger Kjetil Jansrud sowie je 432 auf den Franzosen Alexis Pinturault und den Norweger Henrik Kristoffersen. In der RTL-Wertung liegt er zwei Rennen vor Schluss 94 Zähler vor Pinturault, im Slalom 60 vor Kristoffersen.
Nach der erfolgreichen WM gönnte sich Hirscher erst einmal eine Erholungspause, stellte die Ski für sechs Tage in die Ecke. Nach Slowenien kommt er immer wieder gern, hat sich der Ort doch in der Vergangenheit als guter Boden erwiesen. Von 17 Starts führten elf auf das Podest. „Bisher bin ich dort immer ganz gut gefahren. Hoffen wir, dass es auch diesmal so sein wird.“
Von WM-Silber beflügelt
Für Roland Leitinger waren vor nicht einmal einem Monat noch die FIS-Rennen in Kirchberg die Bühne. Mit Platz zwei im WM-Riesentorlauf aber hat das Tingeln zwischen den Schauplätzen der unteren Kategorien ein Ende gefunden. Frisch versilbert steht er heute beim erneuten Kräftemessen mit den Weltbesten im Riesentorlauf in Kranjska Gora im noch ungewohnten Blickpunkt. „Ich werde nicht mit megamäßigen Erwartungen reingehen, sondern einfach wissen, was ich kann und probieren, das dann umzusetzen“, betonte der 25-Jährige.
Im Weltcup firmiert bislang ein fünfter RTL-Platz in Sölden aus 2015 als bestes Resultat, das soll sich am liebsten schon in Slowenien ändern. Dass der Podkoren zu den anspruchsvollsten überhaupt zählt, lässt Leitingers Vorfreude nur wachsen. „Kranjska Gora ist von der Schwierigkeit und der Wertigkeit her für mich in einem Ranking mit Alta Badia und Adelboden, die drei sind die Mütter der Riesentorläufe“, schwärmte der Technikspezialist. „Kranjska Gora hat viele Schwierigkeiten drinnen und zelebriert unseren Sport extrem gut, weil man die Dynamik gut sehen kann.“ Wie die meisten anderen ÖSV-Athleten trainierte er zwei Tage vor Ort und abschließend auf der Reiteralm. Allerdings dürften sich die Bedingungen für das Rennen geändert haben, denn aufgrund warmer Temperaturen und angekündigtem Regen musste die Piste mit Eis behandelt werden.
Jagd auf 18 Punkte
Dank WM-Silber rückte Leitinger im Ranking auf Platz 14 und darf mit einer guten Startnummer für das Rennen spekulieren. Als 28. der Riesentorlauf-Wertung fehlen ihm derzeit 18 Punkte auf die Top 25 und damit die Qualifikation für das Saisonfinale in Aspen in zwei Wochen. Zu viele Gedanken darüber möchte sich der mehrfache österreichische Shortcarving-Meister aber nicht machen, sondern sich seinen lockeren Zugang bewahren. „Ich habe keine Angst zu übertreiben, oder dass ich zu viel will. Ich werde es nicht viel anders machen als in St. Moritz, dann kommt sicher wieder ein gutes Resultat heraus, weil es zur Zeit einfach vom Skifahren her gut funktioniert“, erklärte der 25-Jährige und wusste, worauf es ankommt: „Dass ich mich traue, Gas zu geben.“
Noch wirken ohnehin die Erfahrungen der WM nach, ist der festliche Empfang in der Heimat in bester Erinnerung. „Welche Freude die damit haben, das ist schon schön zu sehen. Ich hatte so was ja noch nie davor, das war eine fesche Geschichte“, erzählte der Athlet aus St. Martin bei Lofer. Zu lange wollte Leitinger, nach Selbstdefinition mehr Arbeitstier als Partytiger, aber nicht in vergangenen Erfolgen schwelgen, schon bald zog es ihn wieder auf die Piste. „Es ist natürlich schöner mit so einem Erfolg im Gepäck.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2017)