Guido Burgstaller: Der Reifeprozess eines Dauerläufers

Er kam, sah und traf: Der 27-jährige Guido Burgstaller ist seit Jänner Schalkes neue Waffe im Angriff.
Er kam, sah und traf: Der 27-jährige Guido Burgstaller ist seit Jänner Schalkes neue Waffe im Angriff. (c) imago/Chai v.d. Laage
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Guido Burgstaller ist Schalkes neuer Fanliebling, nun soll der Teamrückkehrer auch in der WM-Qualifikation verzücken. Teamchef Koller: „Er hat die Ruhe vor dem Tor gefunden.“

Wien. Erstmals seit 125 Tagen hatte Marcel Koller zu Wochenbeginn die Nationalteamspieler in Wien wieder rund um sich versammelt. Glücksgefühle machten sich breit, der Schweizer formulierte es im Rahmen einer ÖFB-Pressekonferenz Dienstagmittag so: „Ich freue mich jedes Mal, wenn wir am Fleisch arbeiten können, nicht nur an der Theorie und der Vorbereitung.“ Das WM-Qualifikationsspiel gegen Moldau am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF eins) wird zur Nagelprobe, nur ein Sieg lässt das ÖFB-Team weiter auf die erste WM–Endrundenteilnahme seit Frankreich 1998 hoffen. Koller hat mit Torhüter Daniel Bachmann (Aston Villa), Stefan Lainer (Salzburg) und Guido Burgstaller (Schalke) zwei Debütanten und einen Rückkehrer einberufen. Während sich Bachmann und Lainer wohl wenig Hoffnung auf Einsatzminuten machen dürfen, ist Burgstaller eine ernsthafte Option für die Startelf.

Der 27-Jährige hat eine durchaus bewegte Vergangenheit, über FC Kärnten und Wiener Neustadt landete der Kärntner 2011 bei Rapid. In Hütteldorf überzeugte Burgstaller drei Saisonen als Torjäger und Vorbereiter, der Wechsel auf die Insel zu Cardiff City sollte den großen Coup darstellen, entpuppte sich jedoch als großes Missverständnis. Burgstaller brachte es nur auf fünf Pflichtspieleinsätze und einen Treffer, nach einem halben Jahr folgte die einvernehmliche Vertragsauflösung.

Stetige Entwicklung

Als ablösefreier Spieler dockte Burgstaller im Winter 2015 beim 1. FC Nürnberg an. Für den Zweitligisten stellte sich der ÖFB-Legionär bald als Glücksfall heraus, mit ihm hatte der Traditionsklub einen Führungsspieler und Torgaranten (70 Spiele, 34 Tore) gefunden. Jedoch, Koller sah in Burgstaller lange Zeit keine potenzielle Verstärkung für das Nationalteam. Seit seinem Abgang bei Rapid hatte der Schweizer ihn nur ein Mal, im März 2016 für die Freundschaftsspiele gegen Albanien und die Türkei, einberufen.

Doch nun, seit seinem Aufstieg von Nürnberg zu Schalke in der jüngsten Winterpause, weckt Burgstaller neue Begehrlichkeiten. Der Offensivallrounder hat bei den Königsblauen entgegen manchen Erwartungen sprichwörtlich eingeschlagen, nach 14 Einsätzen hält er bei acht Scorerpunkten (sechs Tore, zwei Vorlagen). „In manchen Momenten ist es schwierig zu realisieren, wie gut es läuft“, sagt Burgstaller, selbst überrascht von seinem starken Einstand in Gelsenkirchen.

Die aktuelle Hochform des Stürmers hatte Koller letztlich keine andere Wahl gelassen, als Burgstaller die Tür zum Nationalteam wieder zu öffnen. Burgstaller, sagt Koller, habe bei Schalke „die Ruhe vor dem Tor“ gefunden. Der Torjäger bestätigt diesen Eindruck, vieles sei eine Frage der Erfahrung, eine Begleiterscheinung des fortschreitenden Alters. „Ich bin einfach öfter mit Situationen vor dem Tor konfrontiert, die vergangenen zwei Jahre hat es gut funktioniert.“

Warten auf das Tor

Koller, das ist naheliegend, wünscht sich am Freitag einen Burgstaller in Schalke-Form. Noch wartet der 27-Jährige nach neun Einsätzen für das A-Team auf seinen Premierentreffer. „Aber er soll sich nicht zu viele Gedanken machen, das aktuelle Gefühl einfach mitnehmen.“ Dauerläufer Burgstaller könnte speziell gegen einen tief stehenden Gegner wie Moldau entscheidende Löcher aufreißen, am besten sieht ihn Koller im Sturmzentrum aufgehoben. „Dort kann er seine kämpferischen Qualitäten noch optimaler einbringen und nach links wie nach rechts ausbrechen.“

Burgstaller verspürt einen gewissen Stolz, wieder Teil des Nationalteams zu sein. Er sagt: „Ich will Tore schießen, vorn weg gehen.“ Team-Einberufungen sollen künftig die Regel, nicht die Ausnahme sein. „Es soll keine Eintagsfliege bleiben.“

WM-Qualifikation Gruppe D

SP S U N TORE P
1. Irland 4 3 1 0 7:4 10
2. Serbien 4 2 2 0 9:5 8
3. Wales 4 1 3 0 8:4 6
4. Österreich 4 1 1 2 6:7 4
5. Georgien 4 0 2 2 3:5 2
6. Moldau 4 0 1 3 2:11 1


Freitag: Österreich – Moldau (20.45 Uhr, live ORF eins), Georgien – Serbien (18 Uhr), Irland – Wales (20.45 Uhr).
ÖFB-Spiele: 11. 6.: Irland – Österreich, 2. 9.: Wales – Österreich, 5. 9.: Österreich – Georgien, 6. 10.: Österreich – Serbien, 9. 10.: Moldau – Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2017)

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