Vucic gewinnt Serbiens Präsidentschaftswahlen klar

Vucic wird vom Premier zum Präsidenten.
Vucic wird vom Premier zum Präsidenten.APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC
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Serbien bleibe stark, stabil und sicher, sagt der Ex-Ministerpräsident. Er erreichte nach einem Großteil der Auszählung mehr als 55 Prozent der Stimmen.

Mit einem klaren Sieg im ersten Wahlgang kann Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic ins Amt des Präsidenten wechseln. Der 47-Jährige ließ bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag die Kandidaten der zersplitterten Opposition weit hinter sich und erreichte nach Auszählung von 91 Prozent der Wahllokale offiziell auf 55,13 Prozent der Stimmen.

Zweitplatzierter wurde der ehemalige Volksanwalt Sasa Jankovic mit 16,29 Prozent der Stimmen, gefolgt von dem Satire-Kandidaten Luka Maksimovic alias Ljubisa Preletacevic "Beli", der auf 9,43 Prozent der Stimmen kam. Jankovic war als unabhängiger Kandidat der Mitte ins Rennen gegangen. Im Wahlkampf hatte er sich als liberale Alternative zu Vucic präsentiert, dem er autoritäre Tendenzen vorwarf.

Mit dem Erreichen der absoluten Mehrheit kam er um eine Stichwahl in zwei Wochen herum. Vucic gehört zur konservativ-wirtschaftsliberalen Serbischen Fortschrittspartei (SNS) und führt die Regierung seit 2014. Früher gab er sich als serbischer Ultranationalist. Inzwischen verfolgt er das Ziel, sein Land in die EU zu führen.

Wahlbeteiligung lag bei rund 55 Prozent

Die Wahlbeteiligung war mit knapp 55 Prozent die niedrigste seit Jahren. Zur Wahl aufgerufen waren zusammen mit den im Ausland lebenden Serben etwa sieben Millionen Stimmberechtigte.

Seine Gegner werfen Vucic vor, Serbien autoritär regieren zu wollen. Vucic wies derartige Vorwürfe als "lächerlich" zurück. "Ich werde die serbische Verfassung achten", sagte er bei seiner Stimmabgabe. Beobachter gehen davon aus, dass das normalerweise repräsentative Amt des serbischen Präsidenten unter Vucic mehr politischen Einfluss bekommen könnte.

Vucic soll im Präsidentenamt die Nachfolge seines Parteifreunds Tomislav Nikolic antreten, der seit 2012 im Amt ist und nicht erneut kandidiert. Der frühere ultranationalistische Hardliner Vucic hatte sich von Seseljs Serbischer Radikaler Partei (SRS) gelöst und einen EU-freundlichen Kurs eingeschlagen.

Viele Serben rechnen Vucic an, dass es seit seinem Amtsantritt als Ministerpräsident 2014 mit der Wirtschaft bergauf geht. Im vergangenen Jahr betrug das Wachstum 2,8 Prozent, jedoch zählen die Monatseinkommen der Serben mit durchschnittlich 330 Euro noch immer zu den niedrigsten in Europa.

Zum Ärger der Opposition widmeten die Medien dem Regierungschef im Vorfeld des Urnengangs mehr Sendezeit als den Oppositionskandidaten. Und am Donnerstag veröffentlichten fast alle großen Tageszeitungen gekaufte Werbeseiten, auf denen zur Wahl Vucics aufgerufen wurde.

Vucic ist nach 25 Jahren der erste Präsident Serbiens, der bereits im ersten Durchgang die notwendige Stimmenmehrheit erhielt. Zuletzt war dies 1992 Slobodan Milosevic gelungen, der später wegen Kriegsverbrechen angeklagt wurde.

"Bürger stimmten für EU-Weg"

Nach seinem klaren Sieg im ersten Wahlgang um das Präsidentenamt hat sich Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic bei seinen Wählern für den "großartigen Sieg" bedankt. Bei einer Pressekonferenz am Sitz der Serbischen Fortschrittspartei (SNS) bezeichnete Vucic seinen Sieg als "sauber wie eine Träne". Er habe um 12 Prozent mehr Stimmen als alle restlichen zehn Kandidaten zusammen erhalten, nämlich 430.000, erklärte der Ministerpräsident.

Sein Wahlsieg markiere einen wichtigen Tag, da die Bürger Serbiens gezeigt hätten, in welche Richtung sich ihr Land weiter bewegen solle. Mit dem Wahlergebnis habe sich die Bevölkerung für eine Fortsetzung des Reformkurses, den "EU-Weg" und gute Beziehungen zu Russland und China ausgesprochen, deutete Vucic das Wahlresultat. Mit dem Wahlergebnis bleibe das Land stark, stabil und sicher, so der Ministerpräsident.

Die neue Regierung sollte in den nächsten zweieinhalb Monaten stehen, kündigte Vucic an ohne Namen, wie etwa von dem neuen Premier, zu nennen.

In Anspielung auf den mit knapp zehn Prozent Drittplatzierten Komiker Luka Maksimovic alias Ljubisa Preletacevic Beli, versprach Vucic weitere Anstrengungen, damit auch die unzufriedenen Mitbürger Resultate seiner Reformschritte spüren würden. Zudem werde Vucic weiter entschieden gegen Korruption ankämpfen, versprach er. Er bedankte sich zuletzt auch bei dem scheidenden Präsidenten Tomislav Nikolic und erklärte volle Unterstützung für weitere Reformschritte der Regierung.

(APA/AFP/Reuters/dpa)

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