Die Serben präferieren autoritäre Politikmodelle. Das schlug sich am Sonntag auch bei der Präsidentenwahl nieder, die Premier Aleksandar Vučić klar gewann. Als Staatschef wird er seine dominierende Rolle zementieren.
Belgrad. „Sieg, Sieg, Sieg!“, skandierten die Parteigänger im Hauptquartier der nationalpopulistischen Fortschrittspartei (SNS). Mit einer russischen „Kalinka“-Weise rumpelte eine Bläserkapelle durchs enge Gemenge. Premier Aleksandar Vučić hob nach seinem Sturmlauf ins Präsidentenamt derweil zum Loblied auf seine Wähler an. Seine Landsleute hätten gezeigt, dass sie „schneller und stärker“ vorwärtsstreben wollten, zitierte der Triumphator den eigenen Wahlslogan: „Dieser Sieg ist sauber wie eine Träne.“
Mit 55,1 Prozent erzielte der SNS-Chef zwar drei Prozent weniger als die ihn unterstützenden Parteien bei der letzten Parlamentswahl. Doch die Rechnung des früheren Informationsministers bei seinem Blitzwahlkampf gegen die von den TV-Schirmen weitgehend verbannte Opposition ging auf. Schon im ersten Wahlgang vermochte Vučić sein Wahlziel zu erreichen.
Ausdrücklich bedankte sich der Wahlsieger für die Schützenhilfe aus Berlin und Moskau: Dass er dort mitten im Wahlkampffinale empfangen worden sei, sei Beleg, dass „Angela Merkel und Wladimir Putin nicht schlecht über mich denken“. Mit dem zweifelhaften Titel des Stärksten unter den Schwachen durfte sich der frühere Ombudsmann Saša Janković (16,2 Prozent) trösten: Er könnte nun eine eigene Partei gründen.
Der Parodiekandidat Luka Maksimović alias Ljubisa Preletacević „Beli“ (9,44 Prozent) erzielte einen Achtungserfolg, vermochte aber eher ernüchterte Oppositionsanhänger als bisherige Nichtwähler mobilisieren. Restlos enttäuschend verlief die Wahl für Ex-Außenminister Vuk Jeremić (5,64 Prozent) und den ultranationalistischen SRS-Chef Vojislav Šešelj (4,47 Prozent), die sich Hoffnung auf den Einzug in die Stichwahl gemacht hatten. Ihr Debakel zeigt, dass Vučić die rechtsnationalen Kräfte absorbiert hat.
Die Verlierer machten vor allem die totale Medienkontrolle von „Manipulator“ Vučić für ihre Schlappe verantwortlich. Die Wählerabstinenz habe gesiegt, klagte der kläglich gescheiterte Ex-Wirtschaftsminister Sasa Radulović (1,4 Prozent). Doch die Niederlage hat sich die Opposition vor allem selbst zuzuschreiben: Sie war unfähig, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen.
Letztlich ist es der serbische Hang zum starken Mann, der die Wähler auf den autoritär auftretenden Premier setzen ließ. Laut einer Umfrage des Demostat-Instituts glauben drei Viertel der Serben, dass das Land einen „starken Führer“ benötigt. Zu einem eher autoritären Politikmodell bekennen sich 61 Prozent. Nicht Vučić, sondern Furcht und „das niedrige Niveau der sozialen Intelligenz“ hätten gesiegt, kommentiert bitter Slavisa Lekić, der Chef des Journalistenverbands Nuns, den Wahlausgang. Die Serben würden mit Vučić einen „Präsidenten nach Maß“ erhalten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2017)