Mit einer Anzeige zum Schadenersatz

Eurofighter
Eurofighter(c) APA/ERWIN SCHERIAU (ERWIN SCHERIAU)
  • Drucken

Warum das Verteidigungsministerium Strafanzeige gegen Airbus erstattet hat, und warum darin Beweise zum Schmiergeldverdacht fehlen.

Wien. Mit der Eurofighter-Anzeige und dem Anschluss ans Strafverfahren als Geschädigte begann die Finanzprokuratur, Ansprüche der Republik durchzusetzen – zumindest stellte es der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, so dar. Wer allerdings in der Anzeige auf Enthüllungen von Netzwerken korrupter Politiker, Beamter oder Spitzenmanager hofft, wird enttäuscht: Auf 153 Seiten wird bloß der Verdacht von Staatsanwälten wiedergegeben, dass 183,4 Mio. Euro des Kaufpreises für hinterfragenswerte Aktivitäten rund um die Akquirierung der Gegengeschäfte verwendet worden sein könnten. Sprich: Dass die Republik dieses Geld unwissend für die Bestechung von Personen – teils aus ihrem eigenen Umfeld – bezahlt habe. Details fehlen aber.

Beim Kauf getäuscht

Die braucht es offenbar auch nicht. Denn viel umfassender wird in der Anzeige herausgearbeitet: Man sei sowohl beim Kauf 2003 als auch bei den Nachverhandlungen 2007 darüber getäuscht worden, dass die Flieger in Wahrheit gar nicht lieferbar waren, heißt es. Strafrechtlich stelle das, so die Anzeige, Betrug dar. Allerdings: Die Republik hat recht wenig davon, dass jemand als Betrüger verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wird oder dass Airbus einen vergleichsweise geringen Bußgeldbetrag via Verbandsverantwortlichkeit bezahlen muss. 1,1 Mrd. Euro Schadenersatz kommen so nie zusammen.

Die Betrugsanzeige ist trotzdem sinnvoll. Airbus zivilrechtlich auf Schadenersatz zu klagen wäre aufgrund des hohen Streitwerts mit einem enormen Prozessrisiko verbunden. Die Gerichtskosten kämen zwar ohnehin dem Staat zugute, bei einer Niederlage müssten aber die gegnerischen Anwälte bezahlt werden.

Liegt aber einmal ein Urteil aus einem Strafverfahren vor, dann stehen auch die Chancen in einem Zivilverfahren gut. (jai)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

NATIONALRAT: MOSER
Innenpolitik

Grüne: Rechnungshof bei Eurofighter-Akten "geradezu provokant"

Für den Eurofighter-U-Ausschuss lieferte der Rechnungshof 40 Papierordner - und stifte sie als "vertraulich" ein. Damit können sie quasi nicht verwendet werden, kritisiert Gabriela Moser.
Innenpolitik

Eurofighter: FPÖ prüft Anzeige gegen Darabos

Freiheitliche wollen im Untersuchungsausschuss klären, warum der Ex-Minister einen unvorteilhaften Vertrag abgeschlossen hat.
Innenpolitik

Pilz: "Liechtenstein wird Zahlungsflüsse nicht verstecken können"

Der grüne Fraktionsvorsitzende im Eurofighter-U-Ausschuss will ab Freitag Akten ins Netz stellen. Kommende Woche wird die Liste der Auskunftspersonen fixiert.
Innenpolitik

Eurofighter: Verteidigungsressort liefert 32.000 Akten

Der parlamentarische U-Ausschuss bekommt einiges an Lesestoff: Zu den Unterlagen kommen noch knapp 4000 - bisher geheime - Dokumente der Eurofighter-Taskforce.
Innenpolitik

Eurofighter: Ermittlungen gegen Ministeriumsbeamten eingestellt

Der Beamte aus dem Wirtschaftsministerium wurde verdächtigt, Interna an die Eurofighter-Firma EADS weitergegeben zu haben. Grund der Einstellung: Verjährung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.