Zweifel an angeblichem Zeugen im Fall Kampusch

Natascha Kampusch
Natascha Kampusch(c) EPA (Markus Leodolter)
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Mehrmals hat der Zeuge angeboten, sein "Beweismaterial" im Fall Kampusch zu zeigen, und im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. Nach einer Hausdurchsuchung wird die Auswertung einige Wochen dauern.

Am Montag hat die deutsche Polizei das Haus des IT-Spezialisten Thomas V. im Kreis Konstanz durchsucht: Er hat behauptet, dass er "brisantes Material" im Fall Natascha Kampusch hat. Die Auswertung werde "einige Wochen dauern", sagte der zuständige Grazer Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher am Dienstag. Allerdings gibt es jetzt schon Zweifel an der Glaubwürdigkeit des angeblichen Zeugen.

So soll der Mann teilentmündigt und bereits durch fragliche Aktionen aufgefallen sein. Zudem ist nicht bekannt, dass irgendjemand außer dem Zeugen selbst das Material gesehen hat. Er habe es zwar der österreichischen Justiz angeboten, aber im letzten Moment ohne Angabe von Gründen nicht übermittelt - daher die Hausdurchsuchung. Auch dem Grazer Ex-Richter Martin Wabl hat der Mann das Material angeboten, "aber als ich es sehen wollte, riss plötzlich der Kontakt ab", sagte Wabl.

Der Zeuge bleibt allerdings bei seiner Darstellung. "Das Material ist jetzt bei der Polizei. Da wird noch einiges passieren", meinte er. Der Mann hofft auf eine schnelle Auswertung: "Ich will schließlich meinen Computer wieder haben."

Angebliches "Vermächtnis" von Priklopil

Bei der Hausdurchsuchung wurden größere Mengen an Unterlagen sichergestellt. "Da sich darunter auch Datenträger befinden, wird die Auswertung durch die deutschen Polizeibehörden längere Zeit in Anspruch nehmen", sagte Mühlbachler. Zu den Ermittlungen gegen den ehemals besten Freund von Wolfgang Priklopil, Ernst H., wollte der Oberstaatsanwalt aufgrund des laufenden Verfahrens nicht mehr Stellung nehmen.

Der angebliche Zeuge hatte selbst in Clips im Internetportal Youtube behauptet, im Besitz von "brisantem Material" zu sein - darunter unter anderem ein "Vermächtnis" von Kampusch-Entführer Wolfgang Priklopil, das ihm per Post zugespielt worden sei. Darin würde ein ganz anderes Bild des Entführungsfalles gezeichnet werden als in der "offiziellen" Version. Zudem wollte der Zeuge ein Video gesehen haben, das Kampusch in ihrem Verlies zeigt. Neben dem Mann hinter der Kamera soll eine weitere Person in dem Film zu sehen sein.

(APA)

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