Die Autorenvereinigung kritisiert, dass den Schülern und den Lehrern bei der Matura eine Interpretation vorgegeben wird. „Der Gestus des Textes wird völlig verkannt.“
„Am Gängelband gegen die Wand“: Das ist laut der IG Autorinnen Autoren bei der literarischen Aufgabenstellung der diesjährigen Deutschmatura passiert. „Trotz breiten Medienechos auf unsere Analysen und struktureller Änderungen (...) gelingt es einem riesigen Apparat nicht und nicht, ein einziges Thema mit Literaturbezug halbwegs befriedigend aufzubereiten“, heißt es in einer Stellungnahme, die der „Presse“ vorliegt.
Nach einer ersten Einschätzung der Deutschmatura hat sich die Autorenvereinigung bei ihrer Klausur am Wochenende intensiver mit der Literaturaufgabe bei der Matura befasst: Die Schüler mussten dabei – als Teil des Themenpakets, das sich mit dem Zeitunglesen auseinandersetzt – die „Zeitgemäße Morgenandacht“ der Lyrikerin Mascha Kaleko interpretieren.
„Gestus des Textes wird verkannt.“
Die Autoren stoßen sich daran, dass den Schülern in den Erläuterungen zu viele interpretatorische Vorgaben gemacht werden. „Es werden Lesarten verordnet, die entweder überhaupt nicht zu halten, bedenklich oder unzulässig einschränkend sind.“ Den Interpretationsschlüssel für die Lehrer halten die Autoren für ein „Desaster“. „Der Gestus des Textes wird völlig verkannt.“
„Die IG Autorinnen Autoren bedauert (...) alle Schülerinnen und Schüler, deren eigene Deutungen durch Lehrkräfte, die sich verpflichtet fühlen, die Vorgaben zu übernehmen, zurückgewiesen und schlecht benotet werden“, heißt es in der Stellungnahme. „Die Zentralmatura in Deutsch 2017 besticht, was die literarische Aufgabe anlangt, durch Inkompetenz“, ist der Schluss der Autoren.
(beba)