Expertin über Suizid-Attentäter: "Als wären sie im Drogenrausch"

Anne Speckhard
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Terrorismus-Expertin Anne Speckhard hat für ihre Arbeit über hundert Terroristen und IS-Anhänger und -Rückkehrer interviewt. Ein Gespräch über Anschläge und die Frage, was passieren muss, damit ein Mensch zum Selbstmord-Attentäter wird.

Die Presse: In Manchester hat ein Selbstmord-Attentäter 22 Menschen durch eine Bombenexplosion getötet. Was muss mit einem Menschen passieren, dass er so etwas tut? 
Anne Speckhard: Jeder, der unter einem sehr großen psychologischen Leidensdruck steht, ist gefährdet, Suizid zu begehen Das wissen wir aus der Psychologie. Wenn diese Person dazu gebracht wird, der Märtyrer-Ideologie anzuhängen und mit Dschihad-Terroristen Kontakt hat, dann kann diese Person glauben, dass eine Selbstopferung sie an einen schöneren Ort bringt.

Sie haben bereits mit potenziellen Selbstmord-Attentätern gesprochen, die ihre Mission aufgaben oder vorher geschnappt wurden. Was erzählen die?
Sie erzählten von einer totalen Euphorie, die sie vor dem Attentat gepackt hat. So als wären sie im Drogenrausch gewesen. Und das ist es wohl, was auch im Gehirn passiert. Eine endorphinbasierte Reaktion im Hirn, die es erst möglich macht, den Horror der Tat und den Selbsterhaltungstrieb auszuschalten. Ich habe einmal mit einer Frau gesprochen, die sechs Wochen warten musste, bis sie ihre Bombe zünden hätte können. In der ganzen Zeit hätte sie das Gefühl gehabt, high zu sein. Andere sind wütend, traurig und wollen die, die sie davor verloren haben, wiedersehen. Sie haben eine posttraumatische Belastungsstörung und wollen, dass der seelische Schmerz und die Flashbacks enden.

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