Stadturlaub mit Kind: Anders, aber auch gut

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Ein klassischer Städtetrip mit Kindern klappt erstaunlich gut. Salzburg eignet sich wegen seiner Größe und der Angebote gut für einen ersten Versuch.

Mit Kindern Urlaub in der (Groß-)Stadt machen: Sehenswürdigkeiten abklappern, Museen besuchen, Kirchen besichtigen, geht denn das? Nun, überraschenderweise ja. Natürlich muss man sich für manches mehr Zeit nehmen, anderes vielleicht weglassen und möglicherweise an Orten, die man als Erwachsener nicht weiter beachtet hätte, länger haltmachen. In Salzburg wäre so ein Ort etwa der Makartsteg, dessen Überquerung mit Kind schon einmal 30, 40 Minuten dauern kann, weil jedes der dort von Verliebten angebrachten Liebesschlössern begutachtet werden will.

Überhaupt Salzburg: Die Stadt eignet sich ganz gut, um herauszufinden, ob den Kindern ein klassischer Städteurlaub mit dem – auch für Erwachsene – durchaus anstrengenden typischen Touristenprogramm überhaupt gefallen könnte: Salzburg ist angenehm klein und übersichtlich, man muss keine langen Fußwege zurücklegen, um von einer Attraktion zur nächsten zu kommen, man fühlt sich von der Größe der Stadt keineswegs erschlagen – und sie hat auch einige kindertaugliche Angebote zu bieten.

Das alles, freilich, gilt insbesondere, wenn man nicht während der Festspielsaison an die Salzach reist, einer Zeit also, in der die Stadt von Touristen und Festspielbesuchern gemeinsam überrannt wird, die Gässchen heillos verstopft sind und man sich überall anstellen muss. In allen anderen Jahreszeiten aber ist ein (Kurz-)Urlaub mit Kindern durchaus eine gute Option, spätestens ab dem Volksschulalter kann man sich mit Kindern einige Tage in die Stadt wagen.

Noch besser geht das mit einem speziellen Stadtführer für Kinder (ein empfehlenswerter ist im Picus-Verlag erschienen), in dem die Kinder die Geschichte der Stadt spielerisch (und mit nicht zu vielen Infos) erzählt bekommen – und auch gleich ein paar Rätsel lösen können: So müssen sie in der Getreidegasse einige der berühmten schmiedeeisernen Schilder suchen, nachschauen, welche Statue auf dem Brunnen am Alten Markt zu sehen ist, oder herausfinden, in welchem Jahr die Mozart-Statue errichtet wurde. (Kreative Eltern können sich natürlich auch selbst derartige Rätselabenteuer ausdenken.)

Die Spaziergänge durch die Altstadt werden, als Rätsel-Rallye getarnt, wesentlich kurzweiliger, und ganz nebenbei erfährt der Nachwuchs (und durchaus auch die Erwachsenen) einiges über die Stadt. Auch das Mozart-Geburtshaus ist an Tagen mit wenig Andrang auch für Kinder interessant – sofern sie sich schon mit dem Komponisten auseinandergesetzt haben (Wenn das Museum auch nicht wirklich mit Blick auf Kinder gestaltet wurde, so sind etliche Schaukästen zu hoch montiert.)

Ein Kakao im Tomaselli

Interessanterweise sind im Urlaub auch Aktivitäten, die daheim in Wien als „langweilig“ eingestuft werden, in einer anderen Stadt deutlich interessanter: Eine Kakaopause im legendären Café Tomaselli ist spannend, nicht nur, weil die Mozarts hier verkehrten, sondern weil die Tortenstücke zur Auswahl an den Tisch gebracht wurden. Viel besser als daheim in Wien, fand das Kind. Zum Pflichtprogramm gehört natürlich die Festung Hohensalzburg. Zumindest in eine Richtung sollte man die langsam zuckelnde Festungsbahn nehmen, auch wenn der Fußweg nicht sehr ermüdet. Oben gibt es ein in den Berg gebautes und daher spannend-düsteres Marionettenmuseum, das die Geschichte des Marionettentheaters erzählt. Und die Aussicht hinunter auf die Stadt gefällt Kindern noch mehr, wenn man zu erraten versucht, welcher Turm zu welcher Kirche gehört, die man zuvor schon von unten gesehen hat.

Gleich einen halben Tag (mindestens!) kann man für das Haus der Natur einplanen, das viel breiter aufgestellt ist als der Name vermuten lässt. Es gibt lebende Fische und andere Meeresbewohner (aber auch sehr viele ausgestopfte Tierarten), einen Dino-Saal mit brüllendem Saurier, den großartigen abgedunkelten Planetensaal. Und mit dem dreistöckigen Science Center allerlei wissenschaftliche Versuche zum Angreifen und Ausprobieren. Die Eltern sind da vielleicht – trotz Kaffeepause im netten Café – schon etwas müde, während die Kinder begeistert von Station zu Station laufen: Es gibt einen Skisprung-Simulator, Experimente mit Schall, man kann versuchen, wie ein Opernsänger zu singen (und daran scheitern), seinen Fingerabdruck scannen und vieles mehr.

Fast genauso lang kann man auch im deutlich kleineren Spielzeugmuseum bleiben, hier gibt es – auch für kleinere Kinder – enorm viel zu entdecken. Ein ganzer Raum ist nur den Kugelbahnen gewidmet, durch die man seine Murmeln (gibt es leihweise an der Kasse) jagen kann. Die Chance, dass man hier lang hängen bleibt: sehr hoch. In einem anderen Raum können Kinder mit Holzbausteinen bauen, während sich die Eltern bei Gratistee ausruhen (sehr nett). Zu entdecken gibt es auch in den oberen Geschoßen viel: Eine gute Mischung aus Ausstellungsstücken wie historischen Puppenhäusern und Dingen wie dem Kaufmannsladen, die die Kinder ausprobieren dürfen.

Wer bei schönem Wetter lieber outdoor unterwegs sein will, kann sich mit dem Schloss Mirabell (Zwergerlgarten!) und dem Schloss Hellbrunn zwei Salzburg-Klassiker vornehmen. Bei Letzterem sind die Wasserspiele fast Pflicht, im Schlosspark wird den Kindern vermutlich der große Spielplatz besser gefallen als die historische Parkanlage. Auch für jüngere Kinder interessant ist natürlich der Zoo Salzburg: Verglichen mit Schönbrunn fehlen zwar einige spektakuläre Tierarten, dafür ist es hier nicht so überfüllt und wesentlich entspannter als in Wien. Man darf auch einige Tiere wie die Alpakas mit Pellets, die es an der Kasse gibt, füttern.

Die Salzburger Hotels liegen fast alle zentral, im Wolf Dietrich etwa gibt es nicht nur Familiensuiten, sondern auch – für eine Stadt nicht selbstverständlich – ein kleines Hallenbad. Unanstrengend ist so ein Stadturlaub natürlich nicht. Die Gefahr, mit dem einen oder anderen kitschgetränkten Mozart-Souvenir nach Hause zu fahren und eher ins Mainstream-Touristenprogramm zu kippen, ist mit Kindern noch mal größer. Denn natürlich wird man an den Salzburger Nockerln nicht vorbeikommen und zwecks Geschmacksvergleichs überteuerte Mozartkugeln diverser Anbieter verkosten. Gehört aber dazu. Man ist ja im Urlaub. In Salzburg.

Salzburg mit Kindern

Viele der bekannten Sehenswürdigkeiten in Salzburg sind auch für Kinder geeignet:

Die Festung Hohensalzburg etwa gehört zum Pflichtprogramm und lässt sich zu Fuß – oder auch mit der Festungsbahn – erkunden. www.salzburg-burgen.at

In der Festung findet sich auch das kleine Marionettenmuseum – unten in der Stadt im berühmten Marionettentheater gibt es nachmittags Kurzvorführungen (ca. 1 h), die für Kinder geeignet sind, darunter die „Zauberflöte“ oder „Hänsel und Gretel“: Spielplan: www.marionetten.at

Im Schloss Hellbrunn könnten Kindern die Wasserspiele gefallen (www.hellbrunn.at) ebenso der große Spielplatz. Auch der Zoo Salzburg eignet sich für einen Halb- oder Ganztagsausflug. www.salzburg-zoo.at

Für das Haus der Natur mit seinen naturkundlichen und technischen Schwerpunkten in der Linken Altstadt sollte man viel Zeit einplanen, erholen kann man sich im Café, das Taschengeld werden die Kinder im Museumsshop los. www.hausdernatur.at

Das Spielzeugmuseum gefällt Kindern wie Erwachsenen: Hier gibt es viel Spielzeug zum Ausprobieren (viele Kugelbahnen!) und historische Spielsachen zum Anschauen. Die aktuelle Sonderschau „Keine halben Sachen“ widmet sich Spielzeug im Doppelpack (Mickey Mouse und Minnie Mouse, Tim und Struppi etc.). Immer wieder gibt es hier Workshops für Kinder, auch der Kasperl schaut vorbei: www.spielzeugmuseum.at

Buchtipp:„Salzburg. Stadtführer für Kinder“ von Margit Salamonsberger. Picus Verlag, 12 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.6.2017)

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