RBI: Börsengang mit Notausgang

Die RBI hält sich beim Börsengang in Warschau einen Fluchtweg offen.
Die RBI hält sich beim Börsengang in Warschau einen Fluchtweg offen. (c) Clemens Fabry
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Auf Verlangen des polnischen Staates bringt die Raiffeisenbank International ihre dortige Tochter, Polbank, an die Börse. Aber für den Fall zu hoher Verluste kann sie das IPO noch abblasen.

Wien/Warschau. Polbank, die Polen-Tochter der Raiffeisenbank International, hat am gestrigen Donnerstag den Prospekt für ihren Börsengang veröffentlicht. Die polnische Aufsicht hat schon beim Einstieg von Raiffeisen in Polen verlangt, dass 15 Prozent des Bankkapitals in Warschau notieren sollen. Nach einem Aufschub sollte es Ende Juni so weit sein. Aber fix ist der Börsengang trotzdem noch nicht.

Denn aus Sicht der RBI kommt der Börsengang zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Zwar brummt die Wirtschaft und der RBI geht es gut, aber die Polbank selbst wird gerade umstrukturiert, sie soll 50 Millionen Euro an Kosten einsparen. Außerdem liegt ein Gesetzesentwurf im polnischen Parlament, wonach die Kapitalanforderungen für Fremdwährungskredite steigen und Banken ihren Kunden Spesen für solche Geschäfte rückerstatten sollen.

Klausel auf Seite 302

Alles das bringe Unsicherheit und mindere den Appetit der Investoren auf Aktien der Polbank, argumentiert die RBI. Firmenchef Johann Strobl hatte daher auch unlängst im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ gesagt, verkauft werde „sicher nicht um jeden Preis“.

Der – nur auf Polnisch vorliegende – Börsenprospekt zeigt nun eine Möglichkeit auf, wie die RBI den Börsengang noch abblasen könnte: Die Bank könne die Aufsichtsbehörde KNF ersuchen, den Börsengang zu verschieben, wenn sie nachweisen kann, dass das IPO angesichts unerwarteter Marktbedingungen ungerechtfertigt ist oder der RBI nicht vertretbare Verluste zufügen würde, zitiert die Agentur Bloomberg aus dem Papier: Die Klausel stehe auf Seite 302 und 303 des 1051 Seiten starken Dokuments.

Der Börsenprospekt schreibe keine Bandbreite für den Preis fest, den RBI für die Aktien zu erlösen hofft, so Bloomberg. 33,85 Mio. Aktien werden institutionellen Investoren angeboten. Die Bücher sollen bis zum 6. Juli offen bleiben.

Schmerzgrenze unbekannt

Analysten bewerten das Unternehmen aber derzeit mit bis zu acht Prozent unter dem Buchwert, während Banken allgemein in Polen bei dem 1,4-Fachen des Buchwertes notieren. Der Buchwert der Aktien, die an die Börse kommen sollen, liege bei rund 225 Mio. Euro, was für Warschau ein relativ großer Deal wäre. Wie viel Abschlag die RBI in Kauf nehmen würde, bevor sie die Notbremse zieht, ist nicht bekannt.

Die RBI erhebt nun das endgültige Interesse der Investoren. Abgesehen von einem zu niedrigen Preis wäre auch mangelndes Interesse der Investoren ein Grund, die Transaktion abzusagen, denn es müssen alle 15 Prozent der Anteilsscheine einen Käufer finden. Die Versuche der RBI, schon im Voraus die KNF von einer weiteren Verschiebung des Börsengangs zu überzeugen, fruchteten allerdings nicht.

Polen: Unsicher, aber attraktiv

Dabei ist die RBI heute nicht unglücklich darüber, dass der angepeilte Verkauf an die polnische Alior Bank kurz vor dem Jahreswechsel überraschend geplatzt ist. Die Ausfälle aus den Fremdwährungskrediten seien in Polen sehr gering, heißt es aus der RBI. Da Negativzinsen aus der Schweiz weitergegeben würden, seien die Kreditraten für die Kunden im Vergleich zu Darlehen in der nationalen Währung, Zloty, immer noch gering. Wenn einmal die Unsicherheiten aus der Regulierung der Fremdwährungskredite und aus der Restrukturierung der Polbank ausgeräumt sind, wäre ein deutlich besseres Geschäft möglich, erwartet die RBI. Das grundsätzliche Bekenntnis zum Börsengang ihrer Polen-Tochter bleibe. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2017)

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