Raiffeisen: Kein Börsegang in Polen

Raiffeisen zieht in Polen die Reißleine.
Raiffeisen zieht in Polen die Reißleine.(c) REUTERS
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Das Interesse an den Aktien der polnischen Tochter war zu gering. RBI sagt den von der Aufsicht verlangten Börsegang daher vorerst ab. Eine Klausel im Börseprospekt macht das möglich.

Wien. Die Raiffeisen Bank International (RBI) wird ihre polnische Tochter vorerst doch nicht an die Börse bringen. Die gestern, Donnerstag, abgelaufene Zeichnungsfrist brachte nämlich zu wenig Interessenten für die Aktien der Bank Polska, weshalb der Börsegang aufgeschoben worden ist. Das bestätigte das Institut am Donnerstagabend. Für Raiffeisen könnte dies nun unangenehme Gespräche mit der polnischen Finanzaufsicht KNF bringen. Der Börsegang von zumindest 15 Prozent der Polbank war nämlich eine Forderung der polnischen Aufseher, die diese bereits bei der Übernahme des polnischen Instituts durch Raiffeisen im Jahr 2012 gestellt hatten. KNF geht es primär darum, dass die Eigentümerschaft nicht vollständig in ausländischer Hand ist.
Die RBI hat nun einen Nachtrag zum Emissionsprospekt eingereicht, der noch vom polnischen Regulator genehmigt werden muss. Außerdem werden Gespräche über die weitere Vorgangsweise geführt.

Verkauf im Winter gescheitert

Eigentlich wollte Raiffeisen die Polbank im Vorjahr überhaupt verkaufen, um die eigene Kapitalstruktur zu stärken. Während der Verkaufsverhandlungen wurde RBI von den Vorbereitungen des Börsegangs entbunden. Nachdem die Verhandlungen im vergangenen Winter jedoch gescheitert sind, lebte die Verpflichtung wieder auf. Alle Versuche von Raiffeisen, den Börsegang zu verschieben, wurden von KNF zuletzt jedoch abgelehnt.

Bei RBI war man nämlich schon im Vorfeld nicht sonderlich vom aktuellen Zeitpunkt überzeugt. Grund dafür ist, dass Investoren wegen eines großen Portfolios an Schweizer-Franken-Krediten einen kräftigen Abschlag vom Buchwert des 15-Prozent-Anteils von 950 Millionen Zloty (223 Mio. Euro) verlangten. Dieses Portfolio ist insofern problematisch, weil im polnischen Parlament ein Gesetzesentwurf liegt, wonach die Kapitalanforderungen für Fremdwährungskredite steigen und Banken ihren Kunden Spesen für solche Geschäfte rückerstatten sollen. Zudem wird die Polbank gerade umstrukturiert – sie soll 50 Millionen Euro an Kosten einsparen.

Mit Prospekt abgesichert

Aus der RBI heißt es am Donnerstag, dass man sich zwar trotz dieser negativen politischen Vorzeichen sehr um den Börsegang bemüht habe, etwa durch Gespräche mit über 100 Investoren und Roadshows in London. Dennoch war von Anfang an klar, dass die Bank bei zu geringer Nachfrage die Reißleine ziehen werde. So erklärte RBI-Chef Johann Strobl erst kürzlich in einem Interview, dass man „sicher nicht um jeden Preis“ verkaufen werde.

Die RBI hat sich daher auch schon bei Beginn der Zeichnungsfrist vor einer Woche abgesichert. So enthält der Börsenprospekt, der von der Aufsicht auch abgesegnet wurde, mehrere entsprechende Klauseln. Demnach könne die Bank die Aufsichtsbehörde KNF ersuchen, den Börsengang zu verschieben, wenn sie nachweisen kann, dass das IPO angesichts unerwarteter Marktbedingungen ungerechtfertigt ist oder der RBI nicht vertretbare Verluste zufügen würde. Auch wenn das Interesse der Investoren zu gering ist, sei das ein Grund, die Transaktion abzusagen.

Grundsätzlich dürfte man bei der RBI jedoch nicht unglücklich über die Geschäftsentwicklung in Polen zu sein. Die Ausfälle aus den Fremdwährungskrediten seien in dem Land sehr gering, hieß es zuletzt. Da Negativzinsen aus der Schweiz weitergegeben würden, seien die Kreditraten für die Kunden im Vergleich zu Darlehen in der nationalen Währung Zloty immer noch gering. (jaz/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2017)

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