Österreich sieht sich gegen Spanien in der Außenseiterrolle und fühlt sich darin wohl. Das Halbfinale scheint realisierbar. „Spanien kann uns ganz gut liegen“, glaubt Carina Wenninger.
Das Viertelfinale vor der Türe, das Halbfinale im Visier: Österreichs Fußball-Frauen-Nationalteam will den Sensationslauf bei der EM in den Niederlanden auch am Sonntag (18.00 Uhr, live in ORF eins) in Tilburg in der ersten K.o.-Runde gegen Spanien fortsetzen. Während die ÖFB-Auswahl die Gruppenphase souverän meisterte, zitterte sich der Weltranglisten-13. zum Aufstieg, ist aber trotzdem Favorit. „Auch wenn sie in der Vorrunde nicht ganz so überzeugt haben, sind sie ein starker Gegner und auch Favorit. Spanien ist bei den Männern und auch Frauen eine Fußballnation“, betonte Innenverteidigerin Carina Wenninger. Und Offensivspielerin Laura Feiersinger ergänzte: „Spanien ist ein Hammergegner, wir sind auf jeden Fall Außenseiter.“
Doch in dieser Rolle hat die ÖFB-Truppe im Turnierverlauf geglänzt. Sie ist nach den Partien gegen die Schweiz (1:0), Mitfavorit Frankreich (1:1) und Island (3:0) als eines von fünf EM-Teams noch unbesiegt. Das Selbstvertrauen ist dementsprechend groß. „Wir sind in einem guten Zustand, kommen mit einer Portion Selbstvertrauen, brauchen uns auf jeden Fall nicht verstecken“, sagte Feiersinger. Ins selbe Horn stößt auch Teamchef Dominik Thalhammer: „Wir waren zuletzt mental stark und auch sehr stabil. Wir schweben auf einer sehr positiven Welle“, betonte der gebürtige Wiener.
Was für Österreich spricht
Spanien kassierte am Donnerstag im Gruppenfinale mit dem 0:1 gegen Schottland bereits die zweite Niederlage in Folge. Die ÖFB-Kickerinnen verfolgten das Spiel größtenteils via TV mit. „Wenn man zwei von drei Spielen verliert, ist es vom Kopf her sicher nicht so einfach. Mental ist das sicher kein Nachteil für uns“, erläuterte Wenninger. Österreich hat zudem den Vorteil der um einen Tag längeren Pause. „Das kann uns sicher helfen“, meinte Thalhammer, der bei seiner Truppe bessere Konter als zuletzt sehen will. Auf dem Papier haben die Spanierinnen die besseren Einzelspielerinnen, das steht außer Frage. „Sie sind technisch sehr stark, quirlig“, wusste Feiersinger. Die Offensive gilt als Prunkstück, Wenninger ist vor allem Barcelonas Jennifer Hermoso aufgefallen. „Sie haben vorne viel individuelle Qualität, sind sehr dribbelstark, da müssen wir kompakt stehen und sehr wach sein.
Der Spielstil der Spanierinnen ist bekannt, der Ballbesitz-Fußball hat allerdings beim Turnier noch wenig Erfolg und auch nur zwei Tore gebracht. „Man muss es gegen sie aushalten, dass man einmal länger den Ball nicht hat. Das ist für uns aber kein Problem, weil das Spiel gegen den Ball eine unserer Stärken ist“, schilderte Thalhammer. Das Spiel des EM-Halbfinalisten von 1997 sollte der ÖFB-Auswahl also entgegenkommen. „Sie haben sehr viel Ballbesitz, aber nicht immer in gefährlichen Räumen, wenn man dann die Balleroberung hat und schnell kontert, wird man sicher zu Chancen kommen. Ich glaube, Spanien kann uns ganz gut liegen“, meinte Wenninger. Stürmerin Nicole Billa blickte genauso optimistisch nach vorne. „Ich glaube, dass sie mit unserem aggressiven Spielstil nicht ganz zurechtkommen werden.“
Aufgrund der bisherigen Eindrücke im Turnier ist der ÖFB-Traum vom Halbfinale realistisch. Bodenständig zu bleiben, ist trotzdem oberstes Gebot.
(APA)