Die ÖFB-Frauen haben mit ihrem Erfolgslauf bis auf Platz drei das Land begeistert, nun sind Verband und Öffentlichkeit für die langfristige Weiterentwicklung gefragt.
Wien. Sportlich hat das allererste EM-Abenteuer der ÖFB-Frauen mit der 0:3-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Dänemark im Halbfinale ein Ende genommen, doch für den Frauenfußball in Österreich soll das erst der Beginn einer schwungvollen Entwicklung sein. Das Interesse an Sporterfolgen im Land ist groß, das bewiesen die 12.000 Besucher beim Public Viewing in Wien und 1,35 Millionen TV-Zuseher, die die Entscheidung im ORF mitverfolgten. Mit viel Applaus und einigen rot-weiß-roten Fahnen wurde die Mannschaft bei ihrer Heimkehr am Flughafen Wien-Schwechat begrüßt, neben zahlreichen Autogrammen und Selfies durfte der Teamsong „Johnny Däpp“ genauso wie ein gemeinsames „I am from Austria“ mit den Fans nicht fehlen. Am Abend folgte der feierliche Empfang auf dem Rathausplatz.
Die Enttäuschung über das knappe Ausscheiden ist bei allen Beteiligten der Freude über das Erreichte gewichen. „Wir sind nicht traurig, sondern stolz, unter den letzten vier gewesen zu sein“, sagte Nina Burger, die sich als Erinnerung ein Trikot von den Kolleginnen signieren lassen hat und zu Hause aufhängen wird. Ein klein wenig haderte Teamchef Dominik Thalhammer noch mit der vergebenen Finalchance. „Wir waren defensiv so stark, ich bin mir nicht sicher, ob wir überhaupt noch ein Tor bekommen hätten.“
Nachhaltige Schritte gefordert
Gemein ist Trainer und Team die Hoffnung, dass die erfolgreiche EM-Premiere zu nachhaltigen Verbesserungen im Frauenfußball führt. „Wir wünschen uns, dass die Begeisterung und Unterstützung von den Leuten bleiben und die Verantwortlichen den Hype nutzen, um den Frauenfußball zu pushen“, meinte Burger. Auch Thalhammer forderte ein nachhaltiges Engagement. „Jetzt genießen wir es, dann muss man überlegen, welche konkreten Schritte zu setzen sind“, sagte der 46-Jährige. ÖFB-Präsident Leo Windtner gab bereits erste Versprechungen vonseiten des Verbands, so soll die heimische Bundesliga einen zentralen Sponsor erhalten und die Zahl der Frauenvereine und Spielerinnen kontinuierlich gesteigert werden. Zudem wird angedacht, Männerklubs mit einem Anreizsystem zum Frauenfußball zu bringen, damit diese vorhandenes Know-how und Infrastruktur einbringen. Denn mit St. Pölten und Sturm Graz sind aktuell nur zwei Bundesligisten mit Frauenabteilungen in der höchsten Spielklasse vertreten, Austria unterhält zudem eine Kooperation mit Landhaus.
Die größte Frage aber ist, ob dies alles unter der Schirmherrschaft von Dominik Thalhammer als Teamchef vonstatten gehen wird. Der Wahl-Linzer hat einen unbefristeten Vertrag und wollte nach der Endrunde über seine weitere Zukunft entscheiden. „In Kürze“ werde diese fallen, sagte er auf „Presse“-Nachfrage. Die Mannschaft hofft selbstredend auf einen Verbleib. „Ich glaube, ich kann im Namen aller Mädels sagen, dass er der Beste ist, den wir je gehabt haben. So einen Trainer lässt niemand gern gehen, und das weiß er auch“, versicherte Burger.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)