Sie zogen freiwillig ins „Kalifat“ des Islamischen Staates. Jetzt liegt der Albtraumstaat der Jihadisten in Trümmern. Die Frauen des IS sind nun Gefangene oder auf der Flucht. Zwei Indonesierinnen und eine Tunesierin erzählen.
Sie hatten nur noch vergammeltes Brot und schmutziges Wasser zum Überleben. Ihre Häuser und Autos wurden niedergebrannt, Freunde und Verwandte hinterrücks erschossen oder von Minen in Stücke gerissen. Die Flüchtlinge aus Raqqa überschlagen sich mit ihren Horrorgeschichten über den sogenannten Islamischen Staat (IS). Viele sind erst heute morgen aus der Hauptstadt des IS-„Kalifats“ geflohen und von den Strapazen völlig erschöpft. Im Flüchtlingslager von Ain Issa sind sie in Sicherheit. Aber der Hass auf die Jihadisten ist so groß, dass sie nicht aufhören können, zu erzählen. „Sie wollten uns mit allen Mitteln töten. Das sind keine Menschen“, meint eine junge Frau zornig mit ihrem Kind auf dem Arm. „Ausländer aus Tunesien, Pakistan, Saudiarabien und auch Europa waren die schlimmsten“, sagt ein älterer Mann ohne Zähne und verflucht den IS. Eine Horde von Kindern aus dem Flüchtlingscamp, das rund 30 Kilometer nördlich von Raqqa liegt, zeigt mit Fingern auf ein großes Plastikzelt. „IS, IS“, rufen sie im Chor.
In einem etwa 50 Quadratmeter großen Zelt sitzen Difansa und Nurshadrina mit weiteren drei Frauen und vier Kindern auf Matratzen verteilt am Boden. Sie alle kommen aus Indonesien und sind freiwillig in das von IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi ausgerufene „Kalifat“ umgesiedelt. Noch immer tragen die Frauen ihr schwarzes IS-Kopftuch, das bis über die Schultern reicht. Nur der Gesichtsschleier fehlt.