Allgemeine Lage hat sich nach den Ausschreitungen vom Wochenende beruhigt.
Nairobi. Nach den tödlichen Ausschreitungen in Kenia im Zusammenhang mit Betrugsvorwürfen bei der Präsidentschaftswahl hat sich die Lage in dem ostafrikanischen Land etwas beruhigt. Aus den Protesthochburgen in der Hauptstadt, Nairobi, sowie im Westen des Landes wurden in der Nacht zum Sonntag zunächst keine größeren Zwischenfälle gemeldet.
Auf den unterlegenen Oppositionskandidaten Raila Odinga stieg nun auch der internationale Druck, das Wahlergebnis zu akzeptieren. So gratulierte etwa EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini dem Wahlsieger, Uhuru Kenyatta, und mahnte die Opposition zur Zusammenarbeit. Nichtsdestoweniger rief Odinga seine Anhänger auf, am Montag nicht an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
Nach Polizei- und Krankenhausangaben wurden bei den Zusammenstößen seit vergangenem Freitag mindestens elf Menschen getötet. Neun Tote gab es demnach in Nairobis Elendsvierteln Mathare, Kibera und Kawangware. Darunter war auch ein neunjähriges Mädchen, das auf dem Balkon im vierten Stock eines Hauses von einer Kugel getroffen wurde.
Seit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom vergangenen Dienstag wurden insgesamt 17 Menschen getötet. Die Opposition sprach von hundert Toten seit Dienstag. Diese Zahl konnte jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Lange Feindschaft
Kenia galt lange Zeit als stabiler Staat. Auch der Wahlkampf war über Wochen hinweg weitgehend friedlich geblieben. Kenyatta und Odinga sind seit Langem verfeindet. Der Oppositionsführer, der zum vierten Mal für das Präsidentenamt kandidierte, hatte schon bei vorherigen Wahlen vergeblich den Sieg für sich beansprucht. Vor zehn Jahren war Kenia nach einem knappen Wahlausgang der Präsidentschaftswahl von blutigen Unruhen mit mehr als 1100 Toten erschüttert worden. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2017)