Trump zu Kim: „Reden ist nicht die Antwort“

Bürger von Pjöngjang bewundern den Raketentest auf einer Riesenleinwand.
Bürger von Pjöngjang bewundern den Raketentest auf einer Riesenleinwand. (c) REUTERS
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Unbeeindruckt von weltweiter Empörung kündigt das Regime in Pjöngjang weitere Raketentests an.

New York/ Pjöngjang. Eilends liefen noch in der Nacht auf Mittwoch die Botschafter der 15 Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrats in New York zusammen, um den jüngsten nordkoreanischen Raketentest zu verurteilen und als „ungeheuerlich“ zu bezeichnen. Zu mehr reichte es nicht: Russland und China legten sich gegen jegliche Debatten über weitere Sanktionen gegen Nordkorea quer. Dementsprechend unbeeindruckt zeigte sich das Regime in Pjöngjang. Machthaber Kim Jong-un kündigte weitere Tests an.

Das wiederum ließ US-Präsident Donald Trump zum Handy greifen. Schon am Dienstag hatte er gesagt, dass alle Optionen auf dem Tisch lägen, also auch die militärische. Am Mittwoch legte er nach und richtete aus, dass er Verhandlungen mit Kim für keine gute Idee hält. „Reden ist nicht die Antwort“, twitterte Trump. Die USA hätten mit Nordkorea 25 Jahre lang verhandelt und „Erpressungsgeld“ gezahlt.

Nordkoreas Diktator ließ in einer Aussendung seiner Nachrichtenagentur mitteilen, der Abschuss einer Mittelstreckenrakete über die japanische Insel Hokkaido hinweg sei nur ein erster Schritt gewesen, um den Vorposten der USA auf der Pazifikinsel Guam einzudämmen. Unmittelbarer Anlass seien gemeinsame Militärübungen der USA und Südkoreas gewesen. Auch ein technisches Detail hatte Kim noch parat: Das Geschoss sei erstmals direkt aus der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert worden, hieß es.

Kim hatte schon vor drei Wochen öffentlich erwogen, eine Rakete in Richtung des US-Eilands Guam vom Stapel zu lassen. US-Präsident Trump reagierte damals heftig und drohte seinerseits ganz im Stil seines Gegners mit „Feuer und Zorn“, mit einer Antwort, wie sie die Welt noch nicht gesehen habe. Danach ruderte Nordkorea zunächst zurück, was Trump lobend würdigte und ihn in seinem harten Kurs zu bestätigen schien.

Russland und China forderten das stalinistische Regime in Pjöngjang gemeinsam mit den anderen Sicherheitsratsmitgliedern zwar nun auf, sein Atom- und Raketenprogramm zu stoppen. „Nordkoreas Start von ballistischen Raketen stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Schifffahrt und den Luftverkehr in der Region dar und gefährdet Zivilisten, in diesem Fall in Japan“, erklärte der russische UN-Botschafter Wassilij Nebensja. Zugleich warnte er vor Alleingängen. Gemeint waren damit vor allem die USA.

Australien rüstet auf

Bei aller pflichtschuldigen Entrüstung machen sowohl China als auch Russland die Mauer für Nordkorea und stemmen sich gegen weitere Strafmaßnahmen. Eine Ausweitung der Sanktionen wollen Moskau und Peking erst dann in Betracht ziehen, wenn die Nordkoreaner neuerlich eine Atombombe oder eine Langstreckenrakete testen. Bei der Hwasong-12, die Kim Dienstag früh abfeuern ließ, handelt es sich um eine Mittelstreckenrakete. Schon jetzt heizt die Nordkoreakrise den Rüstungswettlauf an. Australiens Verteidigungsminister Christopher Pyne dachte laut darüber nach, Kriegsschiffe mit einer Raketenabwehr auszustatten. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2017)

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