Privater Schutz für das Alter

Vorsorge. Die Angebote an privaten Pflegeversicherungen sind überschaubar. Ein Vergleich ist dennoch nicht immer einfach. von Patrick Baldia

Laut Statistik (2007) sind rund 350.000 Österreicher pflegebedürftig – kurz: Sie beziehen das staatliche Pflegegeld. Da viele Menschen von Familienmitgliedern betreut werden, wird die Dunkelziffer jedoch noch viel höher eingeschätzt. In den kommenden 20 Jahren wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen verdoppeln. Für den Fall, dass die Budgettöpfe nicht entsprechend angepasst werden, scheinen Kürzungen beim staatlichen Pflegegeld unvermeidlich. Grund genug, sich rechtzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Das Angebot an Pflegeversicherungen gilt in Österreich als überschaubar, sie werden nur von einer Handvoll Versicherungen angeboten. Gabi Kreindl, Versicherungsexpertin beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) führt das darauf zurück, dass es die fortdauernde öffentliche Diskussion für die Versicherungen schwierig macht, ein entsprechendes Produkt zu konzipieren. Schwierig sei es auch für Interessenten, Vergleiche zwischen den einzelnen Anbietern anzustellen, da diese etwa die Pflegebedürftigkeit nach unterschiedlichen Parametern bewerten.

Unterschiedliche Systeme

Bei der Wiener Städtischen Versicherung erfolgt die Einstufung nach den gesetzlichen Pflegestufen, wie Peter Kranz, Leiter Krankenversicherung erklärt. „Wir wollten eine Leistung schaffen, die sich am österreichischen System orientiert“, so Kranz. Konkret wird die Einstufung der Pflegebedürftigkeit von einem ärztlichen Sachverständigen vorgenommen. Dabei gibt es sieben mögliche Stufen – angefangen bei der geringfügigen Stufe eins bis zur Stufe sieben, die vom Gesetzgeber als „praktische Bewegungsunfähigkeit“ definiert wird.

Für einen anderen Weg hat man sich bei der UNIQA entschieden. „Wir wollten uns bewusst vom gesetzlichen System absetzen. Schließlich würden sich im Fall einer Gesetzesänderung auch die Leistungsvoraussetzungen ändern“, so Vorstand Werner Holzhauser. Die Einstufung erfolge hier auf Basis der „Activities of Daily Life“-Kriterien. Dabei sei es weniger wichtig, wie viele Stunden für die Pflege benötigt werden, als vielmehr die Tatsache, ob bestimmte Tätigkeiten – wie etwa Aufstehen und Zubettgehen – selbstständig verrichtet werden können. Die Einstufung wird laut Holzhauer auch hier von unabhängigen Gutachtern vorgenommen.

Szenarien durchspielen

Kreindl empfiehlt, mehrere Angebote einzuholen und diese zu vergleichen. „Es sollten verschiedene Szenarien durchgegangen werden – auch wenn das nicht immer angenehm ist“, so die VKI-Expertin. Wichtig sei es, sich zu fragen, was für eine Leistung man im Ernstfall in Anspruch nehmen will. Für jüngere Menschen etwa sei das Thema nicht so wichtig wie etwa die Altersvorsorge. Für sie sei eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoller.

Pflegeversicherungen können im Prinzip bis zum 70. Lebensjahr abgeschlossen werden – vorausgesetzt, man hat keine chronische Erkrankung. Theoretisch kann man aber bereits als Kind eine Pflegeversicherung abschließen. Grundsätzlich gilt die Regel: Je jünger man ist, desto niedriger ist die Prämie. Eine 40-jährige Frau muss etwa mit einer monatlichen Prämie zwischen 30 und 70 Euro rechnen. Bei einer 60-jährigen Frau liegt die Bandbreite hingegen zwischen 90 und 200 Euro.

„Es ist sehr wichtig, sich zu überlegen, ob man sich für eine breite Variante – sprich: eine Stand-alone-Lösung – entscheidet oder nur wirkliche Katastrophen abdecken möchte“, so Kranz. Bei der Wiener Städtischen bietet man etwa ein Stand-alone-Produkt in drei verschiedenen Varianten an. Je nach Variante und Pflegestufe wird das staatliche Pflegegeld um einen gewissen Prozentsatz erhöht. Kreindl sieht jedoch einen Trend dazu, die Pflegeversicherung als Zusatz in der Lebensversicherung zu integrieren. Der Vorteil laut Holzhauser: „Erlebt der Versicherungsnehmer den Ablauf der Lebensversicherung kann sie als Stand-alone-Pflegeversicherung weitergeführt werden, ohne eine neuerliche Gesundheitsprüfung.“ Das sei nicht nur günstiger, sondern habe den Vorteil, dass man mit fortgeschrittenem Alter besser einschätzen kann, ob eine Pflegesituation realistisch sein wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2009)

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