Bereits 400.000 Rohingyas aus Burma geflohen

Geflohene Rohingyas erhalten Hilfslieferungen in Bangladesch
Geflohene Rohingyas erhalten Hilfslieferungen in Bangladesch
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Jeden Tag überqueren laut dem Kinderhilfswerk Unicef tausende Angehörige der muslimischen Minderheit die Grenze zu Bangladesch. Das Europaparlament forderte die burmesische Armee auf, ihre Angriffe sofort zu beenden.

Die Anzahl der geflüchteten muslimischen Rohingyas aus Burma steigt immer weiter. Nach UNO-Angaben befinden sich bereits bis zu 400.000 Rohingyas im Nachbarland Bangladesch, wie das Kinderhilfswerk UNICEF am Donnerstag in Genf mitteilte. Am Vortag war die Zahl noch auf 370.000 geschätzt worden. Jeden Tag kämen Tausende Hilfsbedürftige hinzu.

Unter den Geflüchteten befinden sich laut UNICEF rund 60 Prozent Kinder. "Die Situation vor Ort setzt die Kinder einem großen Risiko aus, Krankheiten durch verseuchtes Wasser zu bekommen." Die UNO-Organisation hat nun damit begonnen, Wasser und Sanitärbedarf in den am stärksten betroffenen Bezirk in Bangladesch, Cox's Bazar, zu liefern.

Seit dem 25. August ist mehr als ein Drittel der Angehörigen der muslimischen Minderheit aus Burmas Bundesstaat Rakhine nach Bangladesch geflohen. Im Vielvölkerstaat Burma ist die große Mehrheit der Bevölkerung buddhistischen Glaubens. Die Rohingya sind staatenlos, seit Burma ihnen 1982 die Staatsbürgerschaft aberkannte. Die jüngste Gewaltwelle hatte mit Angriffen von Rohingya-Rebellen auf Polizei- und Militärposten begonnen.

Scharfe Kritik des EU-Parlaments

Das Europaparlament äußerte sich am Donnerstag alarmiert über die Lage der Rohingya. Die burmesische Armee müsse ihre Angriffe "unverzüglich beenden", forderte das Parlament in einer Entschließung.

Gleichzeitig forderten die Europaabgeordneten die de facto als Regierungschefin tätige "Staatsberaterin" und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auf, "jegliches Aufwiegeln zu rassistischem oder religiösem Hass unmissverständlich zu verurteilen". Aung San Suu Kyi, die Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1991, steht wegen ihres Schweigens angesichts der Verfolgung der Rohinya international in der Kritik. 

Die an der Grenze zu Bangladesch im Bundesstaat Rakhine lebenden rund eine Million Rohingya würden in Myanmar systematisch unterdrückt und verfolgt, hieß es in der Entschließung der EU-Volksvertretung. Die Streitkräfte töteten Mitglieder dieser Volksgemeinschaft, vergewaltigten Frauen, steckten Häuser in Brand.

Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Rohingya-Rebellen und Regierungsarmee in Myanmar war Ende August wieder voll entbrannt. Bei Kämpfen wurden seitdem hunderte Menschen getötet. Die Rohingya gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt.

(APA/dpa)

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