Kommentar

Theresa Mays Florentiner Desaster

Zu wenig für die EU, zu viel für die Brexitollahs.

Die Rede der britischen Premierministerin in Florenz lässt mehr Fragen offen, als sie zu beantworten geplant war. Was meint Theresa May, wenn sie erklärt, britische Gerichte sollten nach dem Brexit die Urteile des Gerichtshofs der EU „berücksichtigen“? Was für ein „angemessenes Modell für die Lösung von Streitigkeiten aus dem Abkommen“ erhofft sie zu erfinden? Und wenn sie weder dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören noch über ein Freihandelsabkommen mit der EU verbunden sein will: Was dann? Besonders schwer wiegt Mays Vagheit in der Schlüsselfrage: Wie viel wird London für seine als EU-Mitglied eingegangenen Verpflichtungen zahlen? May sprach nur von einem „fairen Anteil“. Für die EU-Verhandler ist das zu wenig. Für die Brexitollahs, die Fans eines möglichst klaren Risses mit Europa, aber zu viel. So wird kein Abkommen möglich sein: zum Schaden beider Seiten, vor allem aber der Briten.

oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2017)

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