Die Anleger des Autokonzerns reagierten nach der jüngsten Gewinnwarnung nervös. Dass ein Ex-Manager inhaftiert wurde, trägt auch nicht gerade zur Beruhigung bei.
Wien. Wie sensibel die Volkswagen-Aktionäre reagieren, zeigte sich gestern anschaulich: Am Freitag senkte der Wolfsburger Konzern seine Gewinnerwartungen, weil sich der Vergleich mit den geschädigten Autofahrern in den USA doch deutlich schwieriger herbeiführen lässt als erwartet. Deshalb erhöht VW seine Vorsorge, negative Sondereinflüsse würden voraussichtlich mit 2,5 Milliarden Euro zu Buche schlagen, sagte ein Sprecher. Damit steigen die Kosten für die Abgasaffäre in den USA auf nunmehr 25,1 Milliarden Euro.
Aktie ging auf Talfahrt
Die Aktie rutschte nach diesen Neuigkeiten gleich ordentlich nach unten, teilweise sogar bis zu vier Prozent. VW war damit gestern der größte Verlierer im DAX. Bei der Porsche SE, einem Großaktionär von VW, war man derweil um Gelassenheit bemüht und gab bekannt, weiterhin mit einem Konzernergebnis zwischen 2,1 und 3,1 Milliarden Euro zu rechnen.
Kein Wunder, dass die Anleger besonders hellhörig sind. Erst gestern wurde bekannt, dass der frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz in München dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt worden ist. Dieser präsentierte Hatz den Haftbefehl und verhängte dann die Untersuchungshaft. Diesem Schritt sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft München zwei Durchsuchungen am Mittwochabend vorausgegangen, wovon eine auch im Hause von Hatz stattgefunden haben dürfte.
Offenbar haben die aktuellen Untersuchungen Neues hervorgebracht, denn das Verfahren wurde danach ausgeweitet. Wurde bisher gegen vier Manager ermittelt, sind nun einige mehr im Visier der Behörden. Um wen es sich handelt, wollte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München nicht sagen.
Wolfgang Hatz, der als enger Vertrauter von Ex-VW-Vorstand Martin Winterkorn galt, war seit 2007 Chef der Motorenentwicklung der Audi AG. Danach leitete er die Abteilung Aggregate-Entwicklung im Volkswagen-Konzern und war Generalbevollmächtigter der Volkswagen AG.
Hatz ist schon lange im Visier
Seit Längerem wird dem 58-Jährigen eine entscheidende Rolle im Abgasskandal zugeschrieben. Ende September 2015, wenige Tage nach dem Bekanntwerden der Manipulationen, räumte der Deutsche seinen Vorstandssessel bei Porsche. Ein Fehlverhalten sei Hatz nicht vorzuwerfen, betonte Porsche damals nach internen Untersuchungen. Dennoch überwies man ihm seine Abfertigung in der Höhe von einigen Mio. Euro nur unter Vorbehalt. Sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass Hatz pflichtwidrig gehandelt habe, müsse er den gesamten Betrag an seinen ehemaligen Arbeitgeber zurückzahlen, lautete der Deal mit Porsche.
Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Hatz eine Schlüsselfigur im Abgasskandal war. Und sie vermutet, dass er früheren Audi-Kollegen gesagt hat, wie sie bei Befragungen am besten aussagen sollen. (hec)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2017)