KÄLTECHAOS. Ein ungewöhnlich rauer Winter sorgt in vielen Ländern für Probleme.
Die Briten dürften derzeit zum Thema „Erderwärmung“ so ihre eigene Meinung haben: Nach extrem schweren Schneefällen (Foto rechts unten), die zum Ausfall vieler Straßen, Bahnlinien und Stromleitungen führten, wird arktische Kälte das Land noch länger im Griff haben. In Manchester fiel die Temperatur in der Nacht auf Donnerstag auf bis zu minus 18 Grad Celsius.
Eis stellt nun die größte Gefahr dar, es gab tausende Unfälle, mindestens zwei Menschen starben. Mehr als 3000 Schulen sind geschlossen, 25.000 Haushalte haben keinen Strom. Die Briten sind derart raue Winter nicht gewohnt, nur wenige besitzen Winterreifen.
Auch die Spanier frieren bei ungewohnter Kälte, in Madrid fiel Schnee. In Nordalbanien indes sorgt eine unüblich frühe Schneeschmelze für Überflutungen, auch regnet es seit Tagen. Tausende mussten ihre Häuser verlassen, die Armee ist im Einsatz.
Im sonst warmen Süden der USA sind sechs Menschen erfroren, darunter in Tennessee und Mississippi; auch hier hat es nächtens derzeit bis zu minus 20 Grad.
China geht die Kohle aus
In China, wo nördliche und zentrale Gebiete unter einer massiven Schneedecke liegen, wird Strom rationiert. Kohlevorräte von Kraftwerke gehen aus, Betriebe müssen die Produktion drosseln, damit Privathäuser genug Strom bekommen.
Schnee und Kälte haben auch ihr Gutes: In Peking überlebte eine Frau einen Sturz aus dem 16.Stock eines Hochhauses wegen der Schneedecke. Andere nützen kalte Wasserbecken zur Abhärtung (Foto links) oder lassen sich bei „Schneehochzeiten“ trauen (r. oben). Und in Deutschland jubeln Rodelhersteller über den Käuferansturm. wg
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2010)