AUA-Piloten: „Lohnzuwachs ist überfällig“

Der Betriebsrat fordert mehr Geld für Piloten und Flugbegleiter.
Der Betriebsrat fordert mehr Geld für Piloten und Flugbegleiter.APA/ROBERT JAEGER
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Nach zwei Jahren mit Nulllohnrunden fordert der Bordbetriebsrat deutlich mehr Geld für die 4000 Piloten und Flugbegleiter. Das Airline-Management will indes vor allem die starren Dienstregeln aufbrechen. Die Fronten sind hart.

Wien. 106 Mio. Euro – schon nach neun Monaten übertraf das Betriebsergebnis der AUA erstmals in der Geschichte der Fluglinie die dreistellige Millionenmarke. Das lässt auch im Gesamtjahr auf ein Rekordergebnis hoffen. Die sehr guten Zahlen wecken freilich auch die Begehrlichkeit der Mitarbeiter. Sie wollen mehr Geld sehen, was der aktuellen Tarifrunde Brisanz verleiht. Denn die Fronten sind verhärtet. Gestern, Donnerstag, verliefen die Gespräche einmal mehr ergebnislos und wurden daher vorerst auf Eis gelegt. Bordbetriebsratsobmann Rainer Stratberger hat für den 6. Dezember eine Betriebsversammlung angesetzt, bei der die weitere Vorgangsweise beraten werden soll. Behinderungen im Flugverkehr sind nicht auszuschließen.

Seit 3. Oktober wird ein neuer Kollektivvertrag (KV) für die rund 4000 Piloten und Flugbegleiter verhandelt. Wobei der bestehende, seit Anfang 2015 gültige KV – der Meilenstein schlechthin bei der Sanierung der AUA – nicht außer Kraft tritt, sondern ergänzt werden soll.

Hört man die Signale von Management und Arbeitnehmern, möchte man meinen, dass die Sache schnell erledigt wäre. „Das Management hat gute Arbeit geleistet, wir sind stolz auf den hohen Gewinn.“ Die Mitarbeiter hätten ihren Beitrag geleistet und praktisch zwei Jahre Nulllohnrunden gehabt – „jetzt ist ein entsprechender Lohnzuwachs überfällig“, sagt Stratberger im Gespräch mit der „Presse“. AUA-Sprecher Peter Thier wiederum bekräftigt, dass sich die AUA tatsächlich im Aufschwung befinde und man die Mitarbeiter daran beteiligen wolle. Aber: „Wir dürfen unsere gute Position mit den günstigsten Personalkosten im Lufthansa-Konzern, die wir uns mit dem KV 2015 geschaffen haben, nicht aufs Spiel setzen.“

Es sind die Nebensätze, die das Konfliktpotenzial verdeutlichen. Denn es geht – wie immer bei KV-Runden – natürlich in erster Linie ums Geld, wobei die Belegschaft keine Zahl auf den Tisch geknallt hat. Das Geld sei auch der große Knackpunkt, sagt Stratberger.

Aber eben nicht nur. Denn das Management hat in seinem Forderungspaket zwar über drei Jahre einen Inflationsausgleich von sechs Prozent, also grob zwei Prozent pro Jahr, und zusätzlich eine reale Gehaltserhöhung geboten, sodass in Summe ein Plus von zehn Prozent über drei Jahre herauskäme. Vor allem jüngere Mitarbeiter sollen bessergestellt werden: So sollen die Einstiegsgehälter von Flugbegleitern in den ersten drei Jahren um 7,6 Prozent steigen und die Gehälter für Piloten auf Regionaljets den anderen angeglichen werden. Das gesamte Paket hat ein Volumen von 28 Mio. Euro.

Im Gegenzug fordert die Airline-Führung allerdings eine Neufassung, sprich Vereinfachung, der veralteten, starren Flugdienstregeln. So geht es etwa darum, die hohen saisonalen Schwankungen im Flugbetrieb besser auszugleichen. „Die Schwankung beträgt bei uns bis zu 40 Prozent, die Dienstpläne lassen nur sieben Prozent Ausgleich zu“, nennt Thier ein Beispiel. Wer künftig im Sommer mehr fliegt, würde im Gegenzug statt bisher 120 bis zu 132 freie Tage pro Jahr erhalten.

Hohes Potenzial bei Flexibilisierung

In dieser Flexibilisierung steckt ein Potenzial von rund 27 Mio. Euro, hat die AUA errechnet. Diese bedeutet zwar mehr Arbeit, sie würde sich aber auch in einem höheren Verdienst niederschlagen. Im Vergleich zu anderen Fluglinien gibt es bei der AUA nach wie vor zu viele Stehzeiten.

Dieses Paket könne noch variiert werden, es dürfe aber insgesamt nicht größer werden (Thier), stieß bei Betriebsrat und Gewerkschaft nicht gerade auf Gegenliebe: „Diese in diesem Paket dargestellten Forderungen stellen für uns keine Verhandlungsgrundlage dar und gehen völlig an unserem Anspruch an ein KV-Paket, das seinen Namen verdient, vorbei“, schreiben Stratberger und Johannes Schwarcz-Breuer, der Vorsitzende des Bereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft Vida, in einem der „Presse“ vorliegenden Brief an die Belegschaft.

Das Angebot gleiche für gut die Hälfte der Mitarbeiter nicht einmal die Inflation ab, geschweige denn enthält es eine reale Einkommenserhöhung, kritisiert Stratberger. Und die Flexibilisierung bedeutet, dass die Freizeit nicht mehr planbar sei. Der Arbeitgeber könnte jederzeit kurzfristig Dienste neu einteilen. „Insgesamt läuft es darauf hinaus, dass wir um 25 Prozent mehr arbeiten müssen.“ Die Arbeitnehmer fordern im Gegenzug Planungssicherheit und auch Überstundenaufschläge.

Sorgen, dass ein hoher KV-Abschluss den Kostenvorteil der AUA innerhalb der Lufthansa-Gruppe mindern könnte, hat Stratberger nicht. „Die Kollegen bei der Lufthansa verdienen zum Teil das Doppelte, da ist noch einiges drin.“ Sogar bei der Billigtochter Eurowings, bei der es keinen KV, sondern Einzelverträge gebe, seien die Gehälter höher. „Die Lufthansa nützt ihre dominante Stellung nicht nur bei den Ticketpreisen, sondern setzt auch uns unter Druck.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2017)

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