Türkei attackiert USA für Urteil gegen türkischen Banker

imago/Depo Photos
  • Drucken

Der Schuldspruch eines New Yorker Gerichts sei eine "beispiellose Einmischung in innere Angelegenheiten", sagt das türkische Außenministerium. Mehmet Atilla war wegen der Umgehung von US-Sanktionen verurteilt worden.

Die Türkei hat das New Yorker Urteil gegen den türkischen Banker Mehmet Hakan Atilla wegen Verletzung von Iran-Sanktionen als "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" zurückgewiesen. "Das US-Gericht hat sich auf der Grundlage sogenannter Beweise, die nur für Fälschung und politischen Missbrauch geeignet sind, auf beispiellose Weise in die inneren Angelegenheiten der Türkei eingemischt", erklärte das türkische Außenministerium am Donnerstag.

Ein Geschworenengericht hatte den früheren Vize-Vorstandsvorsitzenden der halbstaatlichen Halkbank am Mittwoch des Betrugs und der Verschwörung zur Umgehung von US-Sanktionen schuldig befunden. Vom Vorwurf der Geldwäsche wurde Atilla freigesprochen. Der Richter Richard Berman wird am 11. April über das Strafmaß entscheiden. Atillas Anwälte haben bereits angekündigt, gegen das Urteil in Revision zu gehen.

Das türkische Außenministerium nannte die Entscheidung eine "rechtliche Schande", die "ungerecht und bedauerlich" sei und umgehend korrigiert werden sollte. Die Entscheidung der Jury kam nach dreiwöchigen Beratungen. Ankara hat den Prozess gegen Atilla von Beginn an als Verschwörung gegen die Türkei verurteilt und die verbotene Bewegung des islamischen Prediger Fethullah Gülen dafür verantwortlich gemacht.

Erdogans dubiose Goldgeschäfte

In dem Prozess ging es um umstrittene Goldgeschäfte des türkisch-iranischen Geschäftsmanns Reza Zarrab mit dem Iran. Die US-Staatsanwaltschaft wirft Zarrab vor, im Auftrag Teherans große Mengen Gold in den Iran gebracht zu haben, um iranische Öl- und Gasexporte zu bezahlen. Nach US-Sicht verstießen diese Geschäfte gegen US-Sanktionen. Zarrab hat auf schuldig plädiert und in dem Prozess als Zeuge der Anklage ausgesagt.

Zarrab hat nach eigener Aussage seine Geschäfte über die Halkbank abgewickelt. Demnach war die Regierung des heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan darüber informiert und mehrere Minister sollen persönlich davon profitiert haben. Neben Atilla waren auch der frühere Halkbank-Chef Süleyman Aslan und der frühere Wirtschaftsminister Zafer Caglayan in New York angeklagt, doch ist nur Atilla in US-Haft.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Atilla auf einem Archivbild mit Erdogan.
Außenpolitik

Türkischer Banker in New Yorker Prozess schuldig gesprochen

Der Ex-Chef von Halkbank soll dem Iran bei der Umgehung von Wirtschaftssanktionen geholfen haben. Goldhändler Zarrab hatte auch den türkischen Präsidenten Erdogan belastet.
Die regierende AKP gerät unter Druck: Präsident Erdo˘gan (Mitte) bei einer Parteiversammlung in Ankara.
Außenpolitik

Goldaffäre: Erdoğan in Bedrängnis

Ein Goldhändler belastet die Führungsriege um Präsident Erdoğan vor US-Gericht schwer. Es seien Millionen an Bestechungsgeldern geflossen. Regierung stellt Vorwürfe als Komplott der Gülen-Bewegung dar.
Außenpolitik

Goldaffäre: Geschäftsmann beschuldigt Erdogan schwer

Reza Zarrab wirft dem türkischen Präsidenten vor, er habe Banken angewiesen, sich an Gas-Geschäften mit dem Iran zu beteiligen. Erdogan will die Iran-Sanktionen nicht umgangen haben.
Reza Zarrab
Leitartikel

Warum Erdoğan den Goldjungen in New York fürchten muss

Ein Goldhändler packt über unsaubere Geschäfte mit Vertretern der AKP aus und trifft damit den wunden Punkt der Regierung Erdoğan: Korruption.
Die Halkbank soll "Gold-gegen-Öl-Deals" abgewickelt haben.
Österreich

Goldhändler Zarrab gesteht Bestechung von türkischem Minister

Wendepunkt beim Prozess in New York. Der türkischer Ex-Wirtschaftsminister Caglayan soll sieben Millionen Dollar für Hilfe erhalten haben, um über Halkbank Sanktionen gegen Iran zu umgehen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.