Bier, das schön machen soll

Die Japaner trinken deutlich weniger Bier als noch vor sieben Jahren. Das liegt auch an gefallenen gesellschaftlichen Zwängen.
Die Japaner trinken deutlich weniger Bier als noch vor sieben Jahren. Das liegt auch an gefallenen gesellschaftlichen Zwängen.Markus Kirchgessner/Laif/picturedesk.com
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Auf der Suche nach Kunden und Absatz erfinden Japans Brauereien gewöhnungsbedürftige Mischungen. Etwa Biere mit Kollagen oder ohne Kalorien, Kohlenhydrate und Alkohol.

Es ist der Sommerhit in Japans hippen Bars und noblen Lokalen gewesen. Matcha-Bier im eisgekühlten Glas avancierte in den schwül-heißen Monaten auf dem fernöstlichen Inselreich zum angesagten Partygetränk. Die für konservative Biertrinker seltsame Mischung aus grünem Tee und Gerstensaft sieht köstlich aus, ist aber gewöhnungsbedürftig. Im Angebot sind gleich mehrere Sorten, hell und dunkel, mit Pulver oder geröstetem Tee – und wenn es denn sein soll, auch alkoholfrei.

Bier ist in Japan schon lang nicht nur einfach Bier, Reinheitsgebote werden hier als eine nostalgische Idee der Konkurrenz aus Übersee empfunden. So kreieren Nippons Lebensmitteltechniker immer neue Spezialitäten, um die Kunden flüssig zu halten. Eine besonders spektakuläre Erfindung ist mindestens ebenso gefragt wie umstritten, ein Bier, das schön machen soll. Es heißt Precious, also kostbar, und ist mit Kollagen angereichert. Pro Dose enthält das Getränk bei fünf Prozent Alkohol zwei Gramm dieses Proteins, das die Haut straffen und aufpolstern soll. Dass das von der Beautyindustrie häufig in Cremes verwendete Eiweiß im Getränk wirkt, halten viele Dermatologen für „absurde Suggestion“. Aber Nippons Töchter glauben an das verlockende Wunder, das ihnen Genuss ohne Reue verspricht. Schöner werden mit Schwips gewissermaßen.

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