Ein Spezialist für süffisante Enthüllungen

Michael Wolff
Michael Wolffimago/ZUMA Press
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Michael Wolff hat bereits Medienmogul Rupert Murdoch in Verlegenheit gebracht.

Wochen-, wenn nicht monatelang hatte sich Michael Wolff im Vorjahr im Hay-Adams-Hotel vis-à-vis vom Weißen Haus einquartiert. Seine Gesprächspartner im Trump-Team traf er in unmittelbarer Nähe im Bombay Club, einem Treff der Washingtoner Elite – oder gleich im West Wing, wo er praktisch ein- und ausging, wie sich der Autor des Enthüllungsbuchs „Fire And Fury“ rühmt. Das Buch verhilft ihm nun plötzlich zu TV-Ruhm: keine Talkshow ohne Wolff-Auftritt.

Als Kolumnist für Magazine wie „Vanity Fair“, „Hollywood Reporter“ oder „New York“, das er einst mithilfe von Bekannten wie Hollywood-Mogul Harvey Weinstein kaufen wollte, sucht Wolff die Nähe der Reichen und Mächtigen. In der New Yorker Medienszene ist der 64-Jährige bekannt wie ein bunter Hund, ein Stammgast bei Dinnerpartys und im Inlokal Michael's – berüchtigt für seine Spürnase, seine Affinität für Klatsch und auch dafür, zuweilen aus Restaurants rauszufliegen. Er pflegt Freundschaften wie Feindschaften. Die Zeitschrift „New Republic“ kürte ihn zum „It-Boy der New Yorker Medien“.

2008 sorgte Wolff mit einer Biografie über den Medienmogul Rupert Murdoch für Furore, in der er süffisante Details aus dem Privatleben ausbreitete. Murdoch hatte ihm exklusiven Zugang gewährt, um sich hinterher auf die Suche nach dessen Quellen zu machen. Auch Trump ging Wolff, der einst in einem TV-Pilotprojekt des Immobilientycoons auftrat, offenbar auf den Leim.

Wohlwollende attestieren Michael Wolff Fabulierlust und ein Faible für die szenische Schilderung. Kritiker werfen ihm hingegen vor, es mit der Wahrheit und den Details nicht immer ganz genau zu nehmen. Dass der Präsident den früheren „Speaker“ des Repräsentantenhauses, John Boehner – zudem einmal Golfpartner Trumps –, nicht gekannt haben soll, ist sicher eine Erfindung. Auch die Zuschreibung der Quelle für eine angeblich ausschweifende Party Trumps mit Prostituierten ist falsch. Manche Gesprächspartner, Millionärsfreunde des Präsidenten, genieren sich nun indes für ihre Offenherzigkeit und ziehen ihre Aussagen zurück. Murdoch bezeichnete Trump durchaus glaubhaft als „Idioten“. Wolffs Exchef Graydon Carter wundert sich nur, dass das Weiße Haus ihm angesichts dessen Rufs überhaupt die Tür geöffnet hat.

Steckbrief

Michael Wolff, geboren am 27. August 1953 in New Jersey als Sohn eines Werbeprofis und einer Reporterin, liegt das Mediengeschäft im Blut.

Als Kolumnist
arbeitete er für die Magazine „Vanity Fair“, „Hollywood Reporter“ und „New York“.

DAS BUCH

„Fire and Fury“
erschien am Freitag in den USA und war binnen kurzer Zeit ausverkauft. Das Buch ist ein programmierter Bestseller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.01.2018)

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