Filmpreise

Schwarze Kleider, viele Seitenhiebe - und ein Golden Globe für Deutschland

 Laura Dern, Nicole Kidman, Zoe Kravitz, Reese Witherspoon und Shailene Woodley
Laura Dern, Nicole Kidman, Zoe Kravitz, Reese Witherspoon und Shailene WoodleyAPA/AFP/FREDERIC J. BROWN
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Hollywood trägt als Zeichen gegen Sexismus Schwarz. "Lady Bird", "The Handmaid's Tale" und "Big Little Lies" räumten ab - auch der deutsche Regisseur Fatih Akin erhielt eine goldene Erdkugel.

"Guten Abend, Ladies und verbleibende Gentleman. Das hier ist das erste Mal in drei Monaten, dass ihr keine Angst haben müsst, euren Namen zu hören." So leitete Moderator Seth Meyers in der Nacht auf Montag die Verleihung der Golden Globes ein - und die Veranstaltung stand wenig überraschend ganz im Zeichen der Debatte, die Hollywood seit Monaten beutelt. Die Verleihung der Preise des Verbandes der Auslandspresse Hollywoods war die erste große Gala, zu der sich Hollywood versammelte, seit im Oktober erstmals über die Übergriffe von Filmproduzentenlegende Harvey Weinstein berichtet wurde, viele Enthüllungen über sexuellen Missbrauch folgten.

Freilich durften auch viele Spitzen gegen US-Präsident Donald Trump nicht fehlen. Bei der Ankündigung der Vorsitzenden der Hollywood Foreign Press Association, Meher Tatna, sagte Meyers: "Hier ist jemand, der Präsident ist und wirklich ein ausgeglichenes Genie." US-Präsident Donald Trump hatte genau das für sich in einem Tweet in Anspruch genommen. Nahezu alle Anwesenden bei der Verleihung trugen schwarze Kleider und Anzüge, um auf fehlende Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten hinzuweisen.

Emma Watson und Laura Dern zählten zu einer Reihe weiblicher Stars, die von acht Frauen-Aktivistinnen zu der Gala begleitet wurden. Tarana Burke, die die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe gestartet hatte, hatte zuvor die Teilnahme der Aktivistinnen angekündigt. Als Zeichen der Solidarität für mehr Geschlechtergleichheit trugen viele Stars einen Anstecker der Initiative "Time's Up" (Die Zeit ist vorbei).

Meryl Streep und Ai-jen Poo
Meryl Streep und Ai-jen PooREUTERS

Die Golden Globes gelten als wichtiger Indikator für die Oscars, die in acht Wochen vergeben werden. Der kalifornische Schauspieler James Franco gewann den Golden Globe als Bester Hauptdarsteller in einer Komödie. Der 39-Jährige überzeugte den Verband der Hollywood-Auslandspresse mit seiner Rolle als exzentrischer Regisseur Tommy Wiseau in der Tragikomödie "The Disaster Artist". Der Film, bei dem Franco auch Regie führte, erzählt die Entstehungsgeschichte des schrägen Kultstreifens "The Room", der von Wiseau inszeniert wurde.

Der amerikanische Schauspieler Sam Rockwell gewann seine erste Golden-Globe-Trophäe. Der 49-Jährige wurde als Bester Nebendarsteller für seine Rolle in dem Independent-Film "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" geehrt. Darin spielt er einen rassistischen und gewalttätigen Polizisten. Beste Nebendarstellerin ist Allison Janney für ihren Part in "I, Tonya".

Die Trophäe für die Beste Filmmusik ging an den französischen Komponisten Alexandre Desplat für den Film "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers". Er stach damit u.a. den aus Deutschland stammenden Star-Komponisten und zweifachen Globe-Gewinner Hans Zimmer (60) aus.

Das deutsche Drama "Aus dem Nichts" über den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) von Regisseur Fatih Akin gewann den Golden Globe als Bester nicht-englischsprachiger Film. Dem NSU werden zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Morde zur Last gelegt, an neun türkisch- und griechischstämmigen Männern und einer Polizistin. Aufgeflogen war die rechtsextreme Gruppe erst nach dem Tod der beiden mutmaßlichen Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Jahr 2011. Das mutmaßliche dritte Mitglied Beate Zschäpe steht in München vor Gericht.

Mit einer kämpferischen Rede zu Frauen- und Bürgerrechten hat sich US-Entertainerin Oprah Winfrey bei der Verleihung der Golden Globes für einen Preis für ihr Lebenswerk bedankt. "Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!", rief Winfrey den Stars zu.

Fatih Akin, Diane Kruger
Fatih Akin, Diane Kruger REUTERS

Die Tragikomödie "Lady Bird" von Regisseurin Greta Gerwig erhielt den Golden Globe als beste Filmkomödie. Doch nicht nur Fröhliches, auch Tragisches räumte ab - konkret eine düstere Zukunftsvision und ein Drama über häuslichen Missbrauch: Die dystopische Romanverfilmung "The Handmaid's Tale" gewann den Preis als beste Drama-Serie, Hauptdarstellerin Elisabeth Moss wurde beste Schauspielerin.

Bei den Miniserien bekam "Big Little Lies" vier Auszeichnungen, darunter den Hauptpreis als beste Reihe in dieser Kategorie und den für Nicole Kidman in der weiblichen Hauptrolle.

"The Marvelous Mrs. Maisel" über eine aufstrebende Komikerin im New York der 1950er-Jahre wurde beste Comedy-Serie. Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan gewann am Sonntagabend auch den Award für die beste weibliche Hauptrolle. Schauspielerpreise gingen unter anderem auch an Sterling K. Brown ("This is us"), Ewan McGregor ("Fargo") und Aziz Ansari ("Master of None").

Der Kriminalfilm "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" von Regisseur Martin McDonagh hat den Golden Globe als bestes Filmdrama gewonnen. Das gab der Verband der Auslandspresse in Beverly Hills bekannt. Der Kriminalfilm holte drei weitere Trophäen, unter anderem für Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin in einem Filmdrama.

Winfrey: "Zu lang wurden Frauen nicht angehört"

Mit einer kämpferischen Rede zu Frauen- und Bürgerrechten hat sich US-Entertainerin Oprah Winfrey bei der Verleihung der Golden Globes für einen Preis für ihr Lebenswerk bedankt. "Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!", rief Winfrey den Stars zu.

Überblick: Die Gewinner in den Filmsparten

Bestes Filmdrama: "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"

Beste Komödie/Musical: "Lady Bird"

Bester Schauspieler in einem Filmdrama: Gary Oldman ("Darkest Hour")

Beste Schauspielerin in einem Filmdrama: Frances McDormand ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri")

Bester Schauspieler in einer Komödie/Musical: James Franco ("The Disaster Artist")

Beste Schauspielerin in einer Komödie/Musical: Saoirse Ronan ("Lady Bird")

Bester Nebendarsteller: Sam Rockwell ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri")

Beste Nebendarstellerin: Allison Janney ("I, Tonya")

Beste Regie: Guillermo del Toro ("Shape of Water - Das Flüstern des Wassers")

Bestes Drehbuch: Martin McDonagh ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri")

Bester nicht-englischsprachiger Film: "Aus dem Nichts" (Deutschland)

Beste Filmmusik: Alexandre Desplat ("Shape of Water - Das Flüstern des Wassers")

Bester Filmsong: This Is Me aus "The Greatest Showman"

Bester Animationsfilm: "Coco"

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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