In Davos sind alle Blicke auf Trump gerichtet

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US-Präsident Donald Trump ist heute im Schweizer Winterkurort Davos eingetroffen. "Amerika zuerst heißt nicht Amerika allein", sagt sein Wirtschaftsberater. Morgen redet Trump.

Bei seinem Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos will US-Präsident Donald Trump seine "America First"-Strategie offenbar offensiv vertreten. Trump, der am Donnerstag in der Schweiz eintraf, erklärte kurz vor seiner Ankunft, in Davos werde er "der Welt sagen, wie großartig Amerika ist".

Trump wollte am Donnerstag eine Reihe von Spitzenpolitikern in dem schweizerischen Skiort treffen und am Freitag eine mit Spannung erwartete Rede halten.

Trumps Präsidentenmaschine Air Force One landete am Donnerstagvormittag in Zürich. Anschließend bestieg der US-Präsident einen Hubschrauber mit dem Ziel Davos. Kurz vor seinem Abflug am Mittwochabend vom US-Luftwaffenstützpunkt Andrews hatte Trump im Kurzmitteilungsdienst Twitter geschrieben: "Unsere Wirtschaft boomt jetzt und mit allem, was ich tue, wird es nur besser. Unser Land wird schließlich wieder gewinnen."

APA/KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER (GIAN EHRENZELLER)

Auf Empfehlung Macrons

Bei seiner Rede am Freitag zum Abschluss des Treffens von 3.000 Spitzenkräften aus Politik und Wirtschaft wird erwartet, dass sich Trump zu seiner umstrittenen "America-First"-Politik und deren Folgen für die Weltwirtschaft äußert. Seine Berater kündigten an, Trump werde in dem schweizerischen Skiort für Investitionen in eine wiederbelebte US-Wirtschaft werben.

Trumps nationalstaatlich ausgerichtete Wirtschaftspolitik sorgt seit Monaten weltweit für Unruhe. Hohe Zölle auf den Import von Solarmodulen und Waschmaschinen hatten zuletzt empörte Reaktionen in China und Südkorea ausgelöst. Die drastische Senkung der Unternehmensteuer von 35 auf 21 Prozent hingegen wurde von den Wirtschaftsführern in Davos begrüßt.

US-Finanzminister Steven Mnuchin sorgte inzwischen mit Äußerungen über den Dollarkurs für Wirbel und weckte Befürchtungen vor einer weiteren handelspolitischen Konfrontation. "Offensichtlich ist ein schwächerer Dollar gut für uns", sagte Mnuchin am Mittwoch in Davos. Damit deutete der Finanzminister eine mögliche Abkehr von der traditionellen US-Regierungspraxis an, die eigene Währung nicht schlechtzureden - und schickte den Dollar zeitweise auf Talfahrt. Am Donnerstag bekräftigte der frühere Wall-Street-Banker, er sei "nicht besorgt" über die kurzfristige Entwicklung des Dollarkurses.

Das Weltwirtschaftsforum hatte am Dienstag begonnen. Der letzte US-Präsident, der an dem Treffen teilnahm, war Bill Clinton im Jahr 2000. Trump wird bei seiner Reise von sechs US-Ministern begleitet. Zuvor hatte es auch Kritik an der Teilnahme des selbst erklärten Anti-Globalisierungs-Präsidenten an der Konferenz in dem Luxus-Skiressort gegeben.

Am Rande des Weltwirtschaftsforums wird Trump nach Angaben des Weißen Hauses mit der britischen Premierministerin Theresa May, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sowie Ruandas Präsident Paul Kagame zusammentreffen. Mit May wolle Trump am Donnerstag über die Lage in Syrien, den Iran sowie über den Atomkonflikt mit Nordkorea beraten. Bei seinem Treffen mit Netanyahu soll es unter anderem um das starke Engagement der USA für Israel gehen.

Bei dem Gespräch mit Kagame, der derzeit der Afrikanischen Union (AU) vorsteht, wird erwartet, dass sich Trump nach seinem mutmaßlichen "Drecksloch"-Kommentar über afrikanische Herkunftsländer von Migranten um eine Verbesserung der Beziehungen mit dem Kontinent bemüht.

Zuletzt hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf dem Weltwirtschaftsforum vor Isolationismus und Abschottung gewarnt. Macron sagte dem Sender RTS, er habe Trump "sehr stark empfohlen", das Globalisierungstreffen in den Schweizer Bergen entgegen seiner bisherigen Gewohnheit dieses Jahr zu besuchen. Die Bühne von Davos sei ein ideales Forum für Trump, um die Strategie für die USA und die Welt zu erläutern: "Und ich habe ihm gesagt, dass er dabei auf eine gewisse Art von Konfrontation und Dialog stoßen wird", fügte der französische Präsident hinzu.

(Reuters)

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