Tierversuche: VW beurlaubt Generalbevollmächtigten Steg

Autoauspuff mit Abgasen
Autoauspuff mit Abgasenimago/Christian Ohde
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Herr Steg habe erklärt, die volle Verantwortung über die umstrittenen Abgastests an Affen zu übernehmen, sagte VW-Chef Müller.

Die Debatte um umstrittene Abgastests an Affen hat bei Volkswagen zu einer ersten personellen Konsequenz geführt. Der Generalbevollmächtigte Thomas Steg wurde beurlaubt, wie die Volkswagen AG am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. Der Vorstand habe das entsprechende Angebot des Leiters der Konzern-Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit angenommen.

Steg werde bis zur vollständigen Aufklärung der Vorgänge von seinen Aufgaben entbunden. "Wir sind dabei, die Arbeit der 2017 aufgelösten EUGT genau zu untersuchen und alle nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen", sagte Konzernchef Matthias Müller der Mitteilung zufolge. "Herr Steg hat erklärt, die volle Verantwortung zu übernehmen. Dies respektiere ich."

Die Autoindustrie hatte Wissenschaftler eingespannt, um mit der von BMW, Daimler, VW und Bosch gegründeten Lobbyorganisation EUGT - der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor - Gesundheitsgefahren von Dieselabgasen zu verharmlosen. Dabei waren auch Affen mehreren Tests ausgesetzt worden.

Kritik reißt nicht ab

Zuvor hatte Steg angekündigt, dass Volkswagen künftig auf Tierversuche verzichte. "Wir wollen Tierversuche für die Zukunft absolut ausschließen. Damit so etwas nicht noch einmal passiert", sagte er der "Bild"-Zeitung (Dienstag). Der Autobauer lasse prüfen, was nach den Versuchen mit den Affen geschehen sei, in welchem Zustand sie übergeben wurden und wie es ihnen heute gehe.

Auch Konzernchef Müller hatte die Versuche als inakzeptabel bezeichnet. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh forderte erneut vom Vorstand vollständige Aufklärung und personelle Konsequenzen - ohne Ansehen von Personen.

Derweil reißt die Kritik aus der Politik an den Tests nicht ab. Justizminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Passauer Neuen Presse": "Was da berichtet wird, ist einfach schockierend. Wer solche Tests in Auftrag gibt, scheint jeglichen Maßstab verloren zu haben." Menschen und Tiere für die eigenen Zwecke zu missbrauchen, sei "einfach entsetzlich". Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) betonte in Brüssel: "Das, was VW wohl führend und zusammen mit anderen Automobilherstellern gemacht hat an Versuchen mit Affen in New Mexico und mit Menschen in der Bundesrepublik Deutschland, halte ich für verantwortungslos."

EU-Kommission "schockiert"

Die Grünen im Bundestag forderten, die Bundesregierung müsse schnell Antworten darauf geben, seit wann sie von den Affenversuchen wusste und ob öffentliche Gelder an die EUGT gezahlt wurden, um diese "menschen- und tierverachtenden Methoden" zu finanzieren.

Auch die EU-Kommission hat sich "schockiert" über die Abgastests an Affen und Menschen in Deutschland gezeigt. Die EU-Kommission nehme zur Kenntnis, dass die deutschen Behörden diese nun untersuchen würden. Die Abgastests seien eine Angelegenheit für nationale Behörden, betonte ein Sprecher der EU-Kommission am Dienstag in Brüssel.

Abgas-Versuche an Menschen und Affen haben eine Welle der Empörung ausgelöst. Nachdem Ende der vergangenen Woche zunächst Berichte über Versuche an Affen in den USA mit den Abgasen eines Volkswagens für Wirbel gesorgt hatten, wurde am Sonntag bekannt, dass die von Autokonzernen gegründete Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) auch Tests mit Menschen förderte.

(APA/dpa)

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