Alzheimer: Bluttest weckt Hoffnung auf Früherkennung

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Es sei ein wichtiger Schritt in der Alzheimerforschung: Laut einer Studie soll mittels eines Bluttests die Krankheit frühzeitig nachgewiesen werden können. Externe Wissenschafter beschwichtigen jedoch.

Forscher in Japan und Australien haben nach eigenen Angaben bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung eines Bluttests zur Vorhersage der Krankheit gemacht.

Der Test, der das Protein Beta-Amyloid nachweisen kann, das an der Entstehung von Alzheimer beteiligt ist, sei in einer Studie zu mehr als 90 Prozent genau gewesen. Die Untersuchung wurde im renommierten Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlicht.

Gegenwärtig verwenden Ärzte bildgebende Verfahren zur Darstellung des Gehirns oder einen Test der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit, um herauszufinden, ob Patienten eine Anhäufung von Beta-Amyloid im Gehirn haben. Aber diese Tests sind invasiv, teuer und zeigen möglicherweise nur Ergebnisse, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Ein einfacher, kostengünstiger Bluttest könnte es den Pharmakonzernen leichter machen, potenzielle Alzheimer-Patienten für Studien zu finden, in denen neue Medikamente getestet werden, sagte der japanische Wissenschafter Katsuhiko Yanagisawa, einer der Leiter der Studie.

Früherkennung sei für Behandlung wichtig

Trotz jahrzehntelanger Forschung konnte bisher noch kein Mittel gegen Alzheimer gefunden werden. Die gegenwärtigen Medikamente können die Symptome der Krankheit lediglich lindern.

Weltweit leiden nahezu 50 Millionen Menschen an einer Demenz, Schätzungen zufolge wird diese Zahl bis 2050 auf mehr als 131 Millionen steigen. Die Alzheimerkrankheit ist die häufigste Ursache einer Demenz. Beta-Amyloid ist eines von zwei Proteinen, die am Verlust der Nervenzellen bei Alzheimer beteiligt sind. Aus ihm entstehen die charakteristischen Plaques außerhalb der Nervenzellen. Da man davon ausgeht, dass Alzheimer bereits Jahre vor dem Auftreten von Symptomen beginnt, ist die frühzeitige Erkennung nach Einschätzung von Experten ein wichtiger Faktor bei der Suche nach einer wirksamen Behandlung.

Kein Durchbruch

Forscher, die nicht an der Studie beteiligt waren, nehmen den Befunden aber etwas Wind aus den Segeln. Es handle sich zwar um einen wichtigen Schritt, die Ergebnisse der Studie, an der 252 Australiern und 121 Japaner zwischen 60 und 90 Jahren teilnahmen, müssten aber zunächst repliziert werden.

"Wenn die Studie mit einer größeren Anzahl von Menschen wiederholt werden kann, wird dieser Test uns einen Einblick in Veränderungen geben, die im Gehirn im Zusammenhang mit Alzheimer auftreten", sagte Mark Dallas, Dozent für Neurowissenschaften an der britischen Universität Reading. "Eine Blutprobe als Diagnose für Alzheimer ist aber noch in weiter Ferne."

(APA/Reuters)

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