Der Tiroler FPÖ-Chef Abwerzger verlangt eine Distanzierung von Landeshauptsmann Platter von dem umstrittenen ORF-Bericht, in dem ein Passant sich im Gespräch mit Abwerzger offenbar antisemitisch geäußert hatte, Abwerzgers Antwort aber nicht vorgekommen war.
In der Causa rund um den umstrittenen ORF-Beitrag über den Tiroler FPÖ-Wahlkampf geht der freiheitliche Spitzenkandidat Markus Abwerzger zwölf Tage vor der Landtagswahl auf direkte Konfrontation mit Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Dessen "Schweigen" in der "Causa ORF Tirol" sei "unerträglich", kritisierte Abwerzger am Dienstag in einer Aussendung. "Wann distanziert sich Platter endlich von den Vorfällen und nimmt Stellung", fragte der Tiroler FPÖ-Chef.
Platter hatte am vergangenen Samstag in einer von der "Tiroler Tageszeitung" veranstalteten Diskussion der Spitzenkandidaten im Zusammenhang mit dem ORF-Bericht gemeint, dass Antisemitismus in Tirol nichts verloren habe: "Solche Diskussionen müssen sofort beendet werden. Da muss man sofort einschreiten und sagen: Diese Diskussion ist in Tirol nicht zulässig." Sowohl Politik als auch Medien müssten alles daran setzen, dass derartige Dinge in Tirol keinen Platz haben, sagte der Landeshauptmann.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Entstanden war die Causa um einen Beitrag in der ORF-Sendung "Tirol Heute". Der ORF hatte die FPÖ im Olympischen Dorf in Innsbruck bei ihren Wahlkampfaktivitäten begleitet, bei dem Rundgang war auch ein Passant zu Wort gekommen, der im Gespräch mit dem Spitzenkandidaten Abwerzger etwa sagte: "Wir sind militärisch ausgebildet worden bei der HJ, wir haben alles gehabt, Ordnung und Zucht ist gewesen, das steht fest, und das andere ist uns nichts angegangen, das Politische, was sie da mit den Juden gehabt haben. (...) In der Kirche hat es geheißen, die stinkerten Juden, heute darfst du das nicht sagen, da bist du sofort ein Nazi." Zunächst schien es, als ob Abwerzger die Aussagen des Mannes scheinbar widerspruchslos zur Kenntnis genommen hatte. Der Tiroler FPÖ-Chef bestritt dies, und eine schließlich vom ORF nachgereichte modifizierte Version bestätigte auch, dass Abwerzger dem Mann widersprochen hatte.
Gegen den Passanten, der im ORF-Beitrag zu Wort gekommen war, leitete die Staatsanwaltschaft am Montag Ermittlungen ein: Man ermittle wegen des Anfangsverdachts eines Verbrechens nach dem NS-Verbotsgesetz, sagte ein Sprecher. Derzeit laufe das Verfahren gegen Unbekannt, die Identität des Mannes kenne man noch nicht.
(APA)